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Drama beendet Familienfreizeit

Gasexplosion lässt 200 Jahre altes Haus zusammenstürzen - 22 Verletzte

St. Georgen (dpa). Eine heftige Explosion hat am Samstagabend in St. Georgen (Baden-Württemberg) ein etwa 200 Jahre altes Schwarzwald-Haus zusammenstürzen lassen.

Für eine Gruppe von Müttern und Kindern des katholischen Bildungswerks Reutlingen wurde der Urlaub in dem Freizeitheim zur Katastrophe. 22 Kinder und Erwachsene sind verletzt, drei von ihnen schwer. Lange schwebten eine 44-jährige Frau und ein siebenjähriges Kind in Lebensgefahr, seit gestern Nachmittag sind sie aber auf dem Weg der Besserung.
Vermutlich hat Gas aus einer defekten Leitung das Unglück ausgelöst und so auf dramatische Weise die Familienfreizeit beendet. »Die Explosion hatte eine gewaltige Wucht. Es ist fast ein Wunder, dass die Folgen nicht noch gravierender sind«, sagt Manfred Bau, Kreisbrandmeister im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Druckwelle erschütterte die Umgebung des beschaulichen Örtchens. Bewohner umliegender Bauernhöfe und Gäste eines zwei Kilometer entfernten Ausflugslokals hörten die verzweifelten Hilfeschreie.
Das Holzhaus hatte sich komplett mit Gas gefüllt. Am Samstagabend entzündete es sich und explodierte. Die Druckwelle hob das Gebäude an und riss die Mauern ein. Nur das Dach des von der örtlichen evangelischen Kirchengemeinde als Freizeitheim genutzten Hauses steht noch. »Ein komplettes Stockwerk wurde weggesprengt.«, sagt Udo Littwin, Leiter des örtlichen Polizeireviers.
Die meisten Teilnehmer der Familienfreizeit hielten sich zum Unglückszeitpunkt in dem Heim auf. »20 waren zum Zeitpunkt der Explosion in dem Gebäude, zwei davor. Alle wurden verletzt und mussten in die umliegenden Krankenhäusern gebracht werden«, berichtet Littwin. »Es war eine dramatische Situation«, sagt der leitende Notarzt Rainer Gojowczyk. Unter den Verletzten sind elf Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren sowie zwei 17 Jahre alte Jugendliche. Sie wurden durch herabstürzende Trümmerteile und die Druckwelle verletzt oder erlitten Verbrennungen. Einige atmeten zudem giftige Gase ein.
»Wir hatten das große Glück, dass alle Verletzten aus dem Gebäude entkommen konnten. Niemand wurde verschüttet«, sagt Feuerwehrchef Bau.
300 Helfer waren im Einsatz, darunter zehn Notärzte. Drei Rettungshubschrauber aus Villingen- Schwenningen, Basel und Zürich hatten Kurs auf die Unglücksstelle genommen, die sich abgelegen in einem Wald befindet. Auch das Technische Hilfswerk war im Einsatz. Erschwert wurde die Arbeit der vielen Helfer durch den Umstand, dass so viele Kinder verletzt waren. »Das ist für die Helfer immer eine besondere psychische Belastung«, sagte ein Notarzt.

Artikel vom 02.10.2006