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Manager überließen Bühne den Stars

Kandidatenkür für Bertelsmann-Vorstandsvorsitz wird jedoch weitergehen


Von Bernhard Hertlein
Berlin (WB). Ein kleiner Talk mit Elke Heidenreich. Aber auf dem Foto sieht »Mann« sich noch lieber mit Verona Pooth ehedem Feldbusch. Dabei zieht das größte Blitzlichtgewitter an diesem Partytag Jette Joop auf sich. An ihrer offenherzigen Bluse kommt kein Auge vorbei. Eine Journalistin aus Ostwestfalen strahlt dagegen über ein Bild mit Alice Schwarzer: »Davon mache ich mir eine Fototapete.«
So eine »Bertelsmann-Party« ist ein großes Schaulaufen. Vor dem Berliner Palais des Gütersloher Konzerns wurde ein Zelt aufgebaut. Drinnen liegt links ein roter Teppich, rechts stehen die Fotografen. Nach Erreichen der Eingangstür führen ein paar Stufen nach oben. Dort warten Liz Mohn und Gunter Thielen, um die Gäste zu begrüßen. »Die Bertelsmann-Party ist einer der jährlichen Top-Events in Berlin«, sagt Klaus Wowereit, der Regierende Bürgermeister. Er kann so etwas beurteilen.
Das Drehbuch für die Begrüßung lässt keinen Zweifel: Mohn und Thielen sind die Gastgeber. Das war auch 2004 und 2005 so und wird 2007 wieder so sein. Dann allerdings wird an der Seite oder im Hintergrund zudem eine dritte Person das Interesse auf sich ziehen: der ein halbes Jahr vorher bestimmte, aber noch nicht amtierende künftige Vorstandsvorsitzende des Medienriesen.
Wer das sein wird, darüber wird seit zwei Jahren schon heftig spekuliert. Hartmut Ostrowski (Arvato), Ewald Walgenbach (Direct Group) und Gerhard Zeiler (RTL) sind die Namen, die am häufigsten genannt werden. Wann immer einer von ihnen auftritt und gute Zahlen vorlegt, wird dies in irgendeinen Zusammenhang mit der Nachfolgefrage gebracht. Laden Sie zudem -Êwie der Österreicher Zeiler - Journalisten zum »Wiener Schnitzel« oder - wie der sich über den Turnaround beim Buchclub freuende Walgenbach - nach Lissabon, schießen die Spekulationen noch ein paar Meter höher.
In einer solchen Situation haben Mutmaßungen über Alternativen einen zusätzlichen Reiz. Der junge Finanzchef der Bertelsmann AG, Thomas Rabe, wird in diesem Zusammenhang manchmal genannt. Vielleicht könnte er, so die Spekulation, die anderen bei der Stange halten. Ob Michael Dornemann nach der Inthronisation von Thomas Middelhoff oder Edwin Eichler nach der Entscheidung für Ostrowski bei Arvato: Immer musste oder wollte anschließend einer gehen. Ostrowski, Walgenbach und Zeiler sind jedoch zu gut und zu erfolgreich, als dass Bertelsmann leichten Herzens auf einen oder zwei von ihnen verzichten könnte.
Manchmal fallen bei der Kandidatenkür auch noch ganz andere Namen: Rolf Schmidt-Holz etwa, der derzeit das Musik-Joint Venture mit Sony auf Vordermann bringt, oder Lycos-Vorstandssprecher Christoph Mohn oder sogar der Chef der Bertelsmann-Buchverlage, Peter Olson. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen noch auf das Karussell aufspringt, ist sehr gering.
So konzentriert sich das professionelle Interesse bei der Bertelsmann-Party vor allem auf das Trio. Wer allerdings ein »Schaulaufen« der drei Manager erwartet hat, wird enttäuscht. Man parliert mit den Partygästen. Aber keiner, nicht Ostrowski, nicht Walgenbach und nicht Zeiler, drängt sich in den Vordergrund. Ein anderes Verhalten hätte ihnen bei Liz Mohn und Gunter Thielen auch nur Minuspunkte eingetragen.

Artikel vom 30.09.2006