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Entdeckten Räuber Minisender?

26 Stunden Großfahndung nach »Honda-Bande« - Häuser evakuiert

Von Christian Althoff
Rödinghausen (WB). Nach 26 Stunden hat die Polizei am Samstagnachmittag die Fahndung nach der »Honda-Bande« im Kreis Herford eingestellt. »So dicht wie diesmal waren wir denen noch nie auf den Fersen. Das war eine Frage von Minuten«, erklärte ein Beamter nach dem Großeinsatz.
Der kleinere Täter auf der Flucht am 8. April 2005.
Die Räuber kamen (mit einer Ausnahme) immer freitags: Die stets mit einer Maschinenpistole und einer Pistole bewaffneten Täter sollen in den vergangenen Jahren mindestens sechs Geldinstitute überfallen und dabei etwa 60 000 Euro erbeutet haben (wir berichteten). Die Serie hatte am 17. Juni 2004 in Lübbecke begonnen, weitere Raubüberfälle verübten die Täter in Melle (20. August 2004), Bünde (8. April 2005), Bad Essen (17. Juni 2005), Hüllhorst (16. Juni 2006) und zuletzt am vergangenen Freitag in Bad Essen. Als Fluchtfahrzeug benutzten sie wahrscheinlich in allen Fällen eine Honda CBF 600, die sie 2004 aus dem Motorradhaus Brockmeyer in Spenge (Kreis Herford) gestohlen hatten. Die Maschine trug damals das Kennzeichen HF-ZN 8, das nach einigen Überfällen von Zeugen erkannt worden war und sich möglicherweise noch immer an der Honda befindet.
Auch am Freitag hatte das schnelle Motorrad (Höchstgeschwindigkeit 228 Kilometer pro Stunde) den Tätern den entscheidenden Vorsprung vor der Polizei gesichert. Dabei war die Sonderkommission, die die »Honda-Bande« seit mehr als einem Jahr jagt, auf den Überfall vorbereitet gewesen: Wie in anderen Banken auch lag in der Sparkassenfiliale, die schon einmal ausgeraubt worden war, ein Geldbündel bereit, in dem ein Minisender versteckt war. Der Kassierer schob den Räubern die »Wanze« unter, und das Gerät begann zu senden - allerdings nicht lange genug, um die komplette Fluchtroute zu übermitteln. Die Polizei nimmt an, dass die Räuber den Sender entdeckt und zerstört haben, oder dass die Technik einfach versagt hat. Dennoch waren die Polizisten den Tätern am Freitag ganz dicht auf den Fersen, denn die Räuber flohen wie jedesmal in den Raum Bünde/Rödinghausen. In der kleinen Ortschaft Westkilver kam es beinahe zum Zusammentreffen: Ein Zeuge sah von seinem Balkon aus das Motorrad vorbeifahren, kurz darauf hörte er schon das erste Martinshorn. Doch die Räuber waren verschwunden.
Die Polizei konzentrierte sich auf ein Wäldchen am Rödinghausener Freibad und evakuierte sicherheitshalber mehrere benachbarte Häuser. Hubschrauber, darunter einer mit Wärmebildkamera, Beamte von Spezialeinheiten und Hundeführer waren eingesetzt und suchten selbst nach Einbruch der Dunkelheit weiter - vergeblich. Am Samstag durchkämmten Hundertschaften aus Dortmund, Duisburg und Recklinghausen den Wald erneut mit Metallsonden und durchsuchten ein Bauernhaus im Wald. Hier wurde eine Sturmhaube sichergestellt, von der aber nicht feststeht, ob sie in einem Zusammenhang mit dem Überfall vom Freitag steht.
Hinweise auf die Honda, die in einer Scheune oder Lagerhalle untergestellt sein könnte, erbittet die Polizei ebenso wie Hinweise auf die Täter. Einer soll 1,80 bis 1,90 Meter groß und stämmig sein und hochdeutsch sprechen, der zweite ist deutlich kleiner, schlank und spricht mit (Berliner?) Dialekt. Zur Ergreifung der Räuber ist eine Belohnung von 15 000 Euro ausgesetzt, Zeugen können sich unter 05221/8880 melden.

Artikel vom 02.10.2006