30.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Zwischen deutscher Eiche
und röhrendem Hirsch

Installation von Helga Kämpf-Jansen in der Stadtbibliothek

Bielefeld (uj). Der Wald ist ein Sinnbild für Natur und Leben, für Harmonie und ständigen Wandel. Nicht zuletzt Künstlern aller Couleur diente er immer wieder als Inspirationsquelle. So auch Helga Kämpf-Jansen, deren Zugang ein tiefer und langjähriger Prozess der Auseinandersetzung zugrunde liegt.

»Es gibt keinen Baum in Teutoburger Wald und Eggegebirge, den ich nicht kenne«, pflegt die im Raum Warburg lebende Künstlerin zu sagen. Aus ihrem persönlichen Erfahrungsschatz heraus verdichtet Kämpf-Jansen ihre Themen in einer ästhetischen Form. Die Installation »Heimatwälder«, die derzeit im Raum des Frauenkunstforums in der Stadtbibliothek zu sehen ist, steht beispielhaft für die vielschichtige Perspektive, die den Arbeiten der Künstlerin zugrunde liegen.
Aus grünen Holzstelen, kleinen Eichensetzlingen sowie diversen »Accessoires« kreiert Helga Kämpf-Jansen einen künstlichen Heimatwald, der vielfältige Facetten aufgreift. Ein literarisch poetischer Zugang findet sich in Gedichten vom Wald wider, beispielsweise in Goethes »Wanderers Nachtlied«. Wanderstöcke erinnern an den Freizeit- und Erholungswert des Waldes, sieben Raben stehen für mystisch-mythologische Themen. Das Schild »Betreten verboten« spielt auf die militärische Nutzung und auf den Truppenübungsplatz in der Senne an. Die naturwissenschaftliche Seite ist durch Tierabbildungen und Nester vertreten. Für nationale Deutschtümelei schließlich steht die Deutsche Eiche in der Installation. Mit ironischer Distanz platziert Kämpf-Jansen schließlich auch den röhrenden Hirschen in ihrer Rauminstallation, die sich wie der Wald, um den es geht, durchwandern lässt.
Seit den 70er Jahren hat sich die Künstlerin in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen der öffentlichen Diskussion gestellt. Ausgezeichnet mit dem Kunstpreis des Hessischen Rundfunks, lehrt Helga Kämpf-Jansen an der Universität Paderborn in der Fakultät Kulturwissenschaften.
Die Installation »Heimatwälder« in der Stadtbibliothek kann noch bis zum 27. Oktober zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek besichtigt werden: dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

Artikel vom 30.09.2006