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Ein schweres Zelt hätte
den Sieger fast gestoppt

Dirk Strothmann gewinnt dennoch zum zweiten Mal

Von Oliver Kreth
Werther (WB). Fast hätte ihn ein Zelt gestoppt. Beim Abbau und Transport verhob er sich den Rücken, so dass er vor und nach dem Böckstiegel-Lauf einen Nierengurt tragen musste. Aber auch so lief Dirk Strothmann zu seinem zweiten Sieg bei der dritten Auflage.

Auch die anderen Vorraussetzungen waren für den 37-Jährigen nicht optimal. Zur Vorbereitung für den Essener Traditions-Marathon »Rund um den Baldeneysee« 2005 zum Beispiel, dort stellte er seine Bestleistung von 2:27,10 Stunden auf, legte er wöchentlich 120 Kilometer zurück. Vor den Lauf am Samstag hatte er nur etwa ein Drittel der Kilometer »gefressen«. Doch es reichte zum Triumph in 1:02,44 Stunden.
Aber »ich hatte eine gefährliche Taktik, bin von der Spitze weg gelaufen«. Ein Vorteil des späteren Gewinners: Im Gegensatz zu vielen anderen kommt er mit dem Bergablaufen gut klar. Und an einem langen Anstieg setzte er sich dann entscheidend ab. Strothmann: »Aber es hätte auch schief gehen können.«
Für Strothmann sind Wettkämpfe »etwas besonderes«. Zehn bis zwölf bestreitet er pro Jahr, darunter sind vier bis fünf Läufe. Seine zweite große Stärke ist der Duathlon (laufen, Rad fahren, laufen). Im April wurde er bei der Europameisterschaft Dritter.
Ein nicht ganz billiges »Hobby« übrigens. So verschleißt er Wettkampfschuhe nach nur 800 Kilometern. »Trainingsschuhe halten etwas länger.«
Neben dem Wettkampf besteht die Faszination seines Sports für den Familienvater aber vor allem im Aufenthalt in der Natur, deshalb »lasse ich das Auto auch so häufig wie möglich stehen und fahre mit dem Rad. Es ist eine Lebenseinstellung«.
Erst relativ spät begann er Wettbewerbe zu bestreiten - mit 20. Aber auch mit 37 hat er noch Ziele. So will er seine Bestzeit über den 42,195-Kilometer-Klassiker noch einmal verbessern. Eine Zeit von »2:25 ist realistisch«. Um in diese Sphäre einzudringen, will er wieder auf den Rat seiner Frau Antje hören. »Sie hat mir schon vor dem Lauf in Essen einen Plan gemacht. Sonst trainiere ich nach Gefühl, aber ich habe gemerkt, was man da rausholen kann.« Sechs bis acht Wochen vor einem Rennen macht er Ernst: »Länger brauche ich nicht, denn mein Lauffundament ist so gut.«
Unerlaubte Mittel zur Leistungssteigerung sind ihm ein Graus - auch ein Grund, warum er sich in seinem Metier so wohl fühlt, denn »ich bin mir sicher: Bei uns geht es sauber zu«.

Artikel vom 02.10.2006