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Katerstimmung bei Ferrari

Schumacher grantelt: »Spaß war eingeschränkt« - Massa-Motor defekt

Schanghai (dpa). Auch wenn Herausforderer Michael Schumacher sich beim ersten Kräftemessen vor dem Großen Preis von China mit Weltmeister Fernando Alonso keine Blöße gab, herrschte im Ferrari-Lager trübe Stimmung.

Ein kaputter Motor bei Teamkollege Felipe Massa und einsetzender Nieselregen im Training passten den »Roten« nicht ins Konzept. »Das ist ein schlechter Start«, gab Teamchef Jean Todt nach dem Training am Freitag auf dem 5,451 Kilometer langen Schanghai Circuit zu. »Der Spaß war eingeschränkt durchs Wetter«, grantelte auch Schumacher. Unter gleichen Bedingungen hatte er im zweiten Training in 1:36,641 Minuten den seit drei Monaten sieglosen Renault-Piloten aus Spanien nur um eine Zehntelsekunde hinter sich gelassen.
»Wenn man sich die Zeiten anschaut, sieht es sehr ausgeglichen aus«, meinte Schumacher vor dem drittletzten WM-Lauf dieser Saison und dem drittletzten Grand Prix seiner Karriere an diesem Sonntag (8 Uhr/RTL und Premiere). Während die Bridgestone-Reifen trotz der feuchten Strecke keine Sorgen bereiteten, ging das Suchen und Rätseln des Schadens am Massa-Motor los.
»Wir müssen uns nun die Daten und das Aggregat selbst anschauen, um zu verstehen, was passiert ist«, teilte Technik-Direktor Ross Brawn mit, nachdem das Training für den Brasilianer Massa nach nur vier Runden beendet gewesen war. »Es ist eine Schande«, haderte der Unglücksrabe, der nun nach der Qualifikation an diesem Samstag automatisch um zehn Plätze nach hinten strafversetzt wird.
Das bedeutet nicht nur einen Rückschlag für Ferrari im Kampf um die Konstrukteurs-WM gegen Renault, sondern auch für Schumacher im Titelrennen. Denn der Rekord-Champion kann nun kaum auf Schützenhilfe seines Teamkollegen hoffen. Massa muss sich vorarbeiten, um dem Renault-Rivalen Punkte abluchsen zu können. Vor dem China-Grand-Prix liegt Schumacher (106) nur noch zwei Zähler hinter Alonso (108).
Doch auch Alonso war sich nach der wechselnden Witterung im Unklaren über die Machtverhältnisse. »Wir müssen bei der Analyse der Zeiten vorsichtig sein. Die Bedingungen waren ziemlich unterschiedlich zu dem, was wir für das Rennen erwarten«, betonte der Spanier. Auch was die Leistung der Michelin-Reifen betrifft, die sich in dieser Saison bei trockenen und heißen Bedingungen bis dato eher als nachteilig erwiesen, wollte sich Alonso nicht wirklich festlegen: »Bisher scheinen sie gut zu funktionieren.«
Das glaubt Schumacher allerdings auch von seinen Bridgestone-Reifen, nachdem Williams-Testfahrer Alexander Wurz ebenfalls auf Pneus des japanischen Herstellers zwei Mal Trainingsschnellster war. »Sie können also nicht so schlecht sein«, meinte der 37 Jahre alte Rheinländer. Schumacher rätselte indes, welche Witterung ihn beim Rennen erwartet. Die Regenwahrscheinlichkeit für die Qualifikation liegt bei 44, für das Rennen bei 17 Prozent.
Zum Teil auch wegen des einsetzenden Niederschlags fanden sich die weiteren deutschen Stammpiloten Nick Heidfeld (Mönchengladbach) im BMW-Sauber, Toyota-Pilot Ralf Schumacher (Kerpen) und Nico Rosberg (Wiesbaden) im Williams-Cosworth fern der Top Ten wieder.

Artikel vom 30.09.2006