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»Neues bürokratisches Monstrum«

VBE-Landesvorsitzender Beckmann kritisiert Schulministerium

Düsseldorf (WB). Nicht Lehrer, sondern Erzieher in den Kindergärten sollten die Sprachkenntnisse von Vierjährigen beurteilen. Das vermeide Kosten und Bürokratie, meint der NRW-Landkreistag unisono mit dem Verband Bildung und Erziehung.
»Das vom Schulministerium geplante Verfahren ist das Gegenteil des von der Landesregierung immer wieder propagierten Bürokratieabbaus«, erklärte dazu Udo Beckmann, Landesvorsitzender der Lehrergewerkschaft VBE. »Hier scheint vielmehr ein neues bürokratisches Monstrum zu entstehen, das Grundschullehrerinnen ohne zwingenden Grund erheblich belasten wird.«
Nach den Vorstellungen des Schulministeriums sollen künftig die etwa 175 000 Kinder des entsprechenden Jahrgangs in einem formalisierten Verfahren auf ihren Förderbedarf getestet werden. 160 000 davon besuchen Kinderta-geseinrichtungen. Im Schulministerium rechnet man damit, dass von diesen 160 000 Kindern wiederum 120 000 mit Sicherheit keinen Förderbedarf haben. Für die restlichen 40 000 soll es einen weiteren Test zur endgültigen Ermittlung des Förderbedarfs geben. Diese müssten dann zusammen mit den 15 000, die keine Kindertageseinrichtung besuchen, von 1200 besonders geschulten Grundschullehrern gestestet werden. Die Förderung übernimmt anschließend die jeweilige Kindertageseinrichtung.
Dem VBE liegt ein Vorschlag des Landkreistages vor, der dieses Verfahren erheblich vereinfachen würde. Danach soll das pädagogische Personal in den Kindertageseinrichtungen die Kinder bereits als förderbedürftig oder nicht förderbedürftig einstufen. Beckmann meint, zum einen könnten die Erzieherinnen die Kinder bis zum vierten Lebensjahr bereits eine Zeitlang beobachten und dabei feststellen, ob ein Kind Förderbedarf hat oder nicht. Zum anderen seien sie für die Förderung zuständig und brauchten daher ohnehin entsprechende Fortbildungen. Standardisierte Tests müssten dann nur noch bei den Kindern durchgeführt werden, deren Eltern die Sprachförderung verweigern wollen und bei denen, die keine Kindertagesstätte besuchen.

Artikel vom 02.10.2006