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In die Politik
einmischen
Arbeitslosigkeit und Armut droht
Zum Thema Zentrum für Vertreibung:
Zur Debatte über ein Zentrum für Vertreibungen in Berlin sagte Bundespräsident Horst Köhler zu einem Pochen auf Rechtspositionen gegenüber Polen: Vieles lasse sich nicht mehr gutmachen, auch wenn es Unrecht gewesen sei, und manchmalsei es vielleicht am besten, das als Schicksal anzunehmen«. Ich meine, bevor neue Gräben aufgerissen werden, sollten wir uns vermehrt um ein freundschaftliches Verhältnis zu unseren polnischen Nachbarn bemühen, dann werden sich eine Reihe von Probleme von selbst lösen.
Aber was hat das »Zentrum gegen Vertreibungen« mit Wiedergutmachung zu tun? Wiedergutmachung ist auch ein innenpolitisches Problem, und man sollte einmal darauf hinweisen.
In der Bundesrepublik Deutschland des wirtschaftlichen Aufbaus konnten sich der Großteil der Opfer des Krieges in Staat und Wirtschaft integrieren. Darüber darf aber nicht vergessen werden, dass die Folgen von Kriegen sich kaum in einer Generation bewältigen lassen. Bundespräsident Köhler wird das aus seiner eigene Familiengeschichte wissen.
Mancher hat nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg die Heimat verloren, sondern oft sogar schon nach dem ersten Weltkrieg. Wer sich dann auch noch als einziger Überlebender seiner Familie wiederfand und nach langer Soldatenzeit keine Berufsausbildung hatte, bekam nichts geschenkt und musste einen mühseligen Weg gehen.
Diesen Weg setzte dann die nächste Generation fort, das sind die heute »Über-fünfzig-Jährigen«, denen aufgrund einer verfehlten Politik die Arbeit fehlt und obendrein auch noch Altersarmut droht. Glauben unsere Politiker auch hier, dass man das Schicksal annehmen muss? Ich meine, das haben wir nicht verdient. Uns bleibt wohl nichts anderes übrig, als uns selbst in die Politik einzumischen.
HERBERT WESSELGütersloh

Artikel vom 07.10.2006