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Besitzer Gustav Kassing (82): »Gegen Schrecken ohne Ende«.
Diese beiden Rinder bezahlten ihren »Ausflug« durchs Maisfeld in den Wald mit dem Leben.

Rinder mit zwei
Schüssen getötet

Von Weide in Jöllenbeck ausgebrochen


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Zwei platzierte Schüsse aus dem Repetiergewehr beendeten gestern Mittag die Flucht von zwei Rindern in Jöllenbeck. Jäger Adolf Stückemann erlegte die Tiere, die am Morgen vom Hof Kassing ausgebüxt waren.
»Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende«, meinte Adolf Kassing, Inhaber des Hofes am Hemighold. Der 82-Jährige hatte gegen 8 Uhr das Verschwinden seiner beiden »Rotbraunen« bemerkt. Die zweijährigen Rinder hatten den Zaun der Weide niedergetrampelt und waren dann über ein Maisfeld Richtung Dreeker Heide in das zum Hof Upmeier gehörende Waldstück an der Bargholzstraße/Ecke Im Bargfelde weitergezogen.
Nachdem Henning Upmeier, der den Tieren begegnet war, die Polizei verständigt hatte, riegelten die Ordnungshüter gemeinsam mit benachbarten Landwirten das Areal ab und trieben die Vierbeiner bis an den Rand der Bargholzstraße. Dort ging dann gegen 12 Uhr Jäger Adolf Stückemann in Stellung. Aus 25 Metern Entfernung legte er auf die Tiere an, feuerte zwei Mal seine Noßler-Geschosse (11,6 Gramm) Richtung Hals. Dann fielen die Rinder kurz hintereinander zu Boden.
»Ich musste gleich repetieren«, kommentierte der erfahrene Waidmann die Aktion und wusch sich den Schweiß von der Stirn. Das Nachladen gelang, bevor dass das zweite Tier davonrennen konnte. Das Einfangen der Rinder war nach Ansicht von Kreisveterinär Dr. Hans-Helmut Jostmeyer unmöglich, weil sie nicht an den Strick gewöhnt waren. Für den Einsatz von Betäubungsmitteln hätten sie absolut still stehen müssen. Außerdem hätte das entsprechende Gewehr erst aus Bad Laer herangeschafft werden müssen, hieß es seitens der Polizei.
So verendete die »Flüchtlinge« im Wald. »Die Rinder waren ohnehin schlachtreif«, nahm's Bauer Kassing gelassen, der mit Enkelin Janina Kerkhoff (19) die Rinderjagd verfolgte. Freund Martin Ostheider half ebenso bei der Beseitigung der Kadaver wie Nachbar Klaus Buschmann, der mit seinem Frontlader die Tiere aus dem Wald auf den Acker transportierte.
Um 12.45 Uhr hatte der Rinder-Spuk ein Ende. Auf die ausgebluteten Tiere wartete bereits der Metzger. Erst Anfang Mai war in Jöllenbeck eine Jungbullenherde ausgebrochen.

Artikel vom 29.09.2006