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ZDF dreht heute den
Vermisstenfall Liebs

Aufzeichnung für »Aktenzeichen XY ungelöst«

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Es ist vielleicht die letzte Chance, das Schicksal der seit 101 Tagen vermissten Frauke Liebs (21) zu klären: Für »Aktenzeichen XY ungelöst« befragt das ZDF heute jene Menschen, die den letzten Kontakt zu der jungen Frau gehabt haben. »Vielleicht lebt sie noch, und wir können das Schlimmste verhindern«, hofft Fernsehautor Rüdiger Wellnitz.
Moderator Rudi Cerne will die Zuschauer am 9. November um Hinweise auf Frauke Liebs bitten.

Seit 39 Jahren wird in der von Eduard Zimmermann erdachten Sendung nach Mördern, Entführern und Räubern gefahndet - aber so gut wie nie nach Vermissten. »Der Fall Frauke Liebs ist tatsächlich eine Ausnahme«, bestätigt Rüdiger Wellnitz. Denn es gebe sehr starke Anhaltspunkte dafür, dass die Krankenpflegeschülerin aus Paderborn einem Verbrecher in die Hände gefallen sein könnte: »Eine junge Frau, die aussteigen und ein neues Leben beginnen will, lässt nicht ihren gesamten Besitz in ihrer Wohnung zurück«, sagt der Autor und verweist darauf, dass bis heute auch kein Geld vom Girokonto der 21-Jährigen abgehoben worden ist.
Die als zuverlässig beschriebene junge Frau war am 20. Juni verschwunden. »Und diesen Tag werden wir in unserem Film schildern«, erklärt der Autor. Am Morgen hatte Frauke Liebs wie üblich die Pflegeschule des St. Vincenz-Krankenhauses besucht, am Nachmittag war sie mit ihrer Mutter Ingrid und ihrem Ex-Freund Chris in der Stadt zum Essen verabredet, und den Abend verbrachte sie mit einer Freundin in einem Irish Pub, um das WM-Spiel England-Schweden zu verfolgen. »Von dort aus wollte Frauke alleine nach Hause gehen. Dort ist sie aber nie angekommen«, sagt ihre Mutter.
Die Oberstudiendirektorin, die das Städtische Gymnasium Bad Driburg leitet, ist eine von vier Personen, die ZDF-Autor Rüdiger Wellnitz heute vor der Kamera befragen wird. Auch Fraukes Schwester Karen (18), ihr früherer Freund Chris Karaoulis (24) sowie Kriminalhauptkommissarin Anne Henze, die den Vermisstenfall federführend betreut, werden zu Wort kommen. Die Interviews will Wellnitz im Schießkino der Paderborner Polizei aufzeichnen: »Die Räume sind schalldicht, da gibt's keine störenden Geräusche«, erklärt er. Der Film selbst wird aus Kostengründen nicht an Originalschauplätzen sondern in München gedreht - mit Schauspielern. »Die Statements der Freunde und Verwandten werden dann in den Beitrag hineingeschnitten«, sagt Rüdiger Wellnitz.
Nach Angaben der Münchener Produktionsfirma Securitel wird der Fall voraussichtlich am 9. November ausgestrahlt, nicht einmal fünf Monate nach Frauke Liebs Verschwinden. »Dass wir so schnell reagieren, ist ebenfalls ungewöhnlich, aber vielleicht wird die Frau ja tatsächlich irgendwo festgehalten und kann aufgrund von Zuschauerhinweisen noch unversehrt befreit werden«, erklärt Wellnitz zuversichtlich. Denn immerhin hatte sich die junge Frau nach ihrem mysteriösen Verschwinden noch mehrfach telefonisch gemeldet, dabei allerdings abwesend und emotionslos gewirkt.
Für die verzweifelten Eltern Ingrid und Klaus Liebs bedeutet die Fernseh-Fahndung einen neuen Hoffnungsschimmer. Sie hatten bereits einen Privatdetektiv engagiert, 9000 Handzettel verteilt und 5000 Euro Belohnung ausgesetzt - vergeblich.

Artikel vom 29.09.2006