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Albtraum aller jungen Eltern

400 bis 500 Kinder sterben in Deutschland jährlich am Plötzlichen Kindstod

Bielefeld (WB/lak). Ein scheinbar quietschvergnügtes Kind liegt plötzlich leblos in seinem Bettchen. Schreckliche Realität: Plötzlicher Kindstod (SIDS). Zwischen 400 und 500 Kleinkinder sterben in Deutschland pro Jahr am SIDS - wieder mit steigender Tendenz. Dabei könnten, laut Expertenmeinung, zahlreiche der Todesfälle mit entsprechenden Vorsorgemaßnahmen verhindert werden.

Unter dem Plötzlichen Kindstod, auch sudden infant death syndrom oder SIDS genannt, versteht man den unerwarteten Tod eines scheinbar völlig gesunden Säuglings, ohne dass die Vorgeschichte oder eine gründlich Obduktion die Ursache klären könnten.
Die Eltern finden ihr Baby, dass kurz zuvor noch vollkommen munter schien, tot in seinem Bettchen.
Der Plötzliche Kindstod ist die häufigste Todesursache im ersten Lebensjahr. In westlichen Industrieländern stirbt etwa eines von 1000 Neugeborenen an diesem Syndrom. Der Altersgipfel liegt zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat, ein paar Kinder sind vor dem zweiten oder nach dem sechsten Lebensmonat betroffen, selten nach Ende des ersten Lebensjahres.
Der Plötzliche Kindstod kommt in allen Bevölkerungsschichten etwa gleich häufig vor. Ist bereits ein Kind in der Familie gestorben, liegt das Risiko für danach geborene Geschwister um das Drei- bis Fünffache höher. Kinder mit einem niedrigen Geburtsgewicht haben gegenüber Reifgeborenen ein um das Doppelte erhöhtes Risiko für SIDS.
Die Ursache des Plötzlichen Kindstods ist nach wie vor ungeklärt. Experten vermuten ein Zusammentreffen von Regulationsschwächen des Babys und Umgebungsfaktoren. Viele der SIDS-Fälle könnten aber vermieden werden, wenn empfohlene Vorsorgemaßnahmen eingehalten werden.
Kinder sollten in einem Gitterbett mit Lattenrost im Eltern-Schlafzimmer bei einer Umgebungstemperatur zwischen 18 und 20 Grad Celsius schlafen. Dabei sollte das Gitterbett nicht vor Heizkörpern und Fenster aufgestellt werden und sich im Bett keine Stofftiere, Lammfell oder Kopfpolster befinden, damit das Kind nicht überhitzt. Damit die Decke nicht über das Gesicht rutschen kann raten die Experten dazu, dass Kinder in geeigneten und passenden Schlafsäcken schlafen.
Des weitern sollten Eltern darauf achten, dass die Kleidung des Babys an die Umgebungstemperatur angepasst ist. Im Schlafsack sind daher ein Body oder ein dünner Pyjama ausreichend.
Außerdem sollten sie zum Einschlafen nur auf den Rücken gelegt werden, denn Bauch- und Seitenlage erhöhen das SIDS-Risiko deutlich.
Risikofaktoren für den Plötzlichen Kindstod sind auch Stress durch Alleinsein, Unruhe und seelische Belastungen, daher empfehlen die Experten das Baby nicht allein zu lassen und in den ersten zwölf Monaten im Elternschlafzimmer zu lassen, da das Baby durch die Atemgeräusche der Eltern positiv stimuliert wird.
Internationale Studien zeigen, dass neben diesen Vorsorgemaßnahmen der Einsatz von Schnullern das SIDS-Risiko vermindert. Die häufigsten Bedenken der Eltern gegenüber dem Einsatz eines Schnullers sind Zahnfehlstellungen und Kieferverformungen.
Damit die SIDS-Vorsorge korrekt durchgeführt wird, sollte aber beachtet werden, dass beim Einschlafen ein alters- und kiefergerechter Schnuller gegeben wird. Darüber hinaus sollte der Schnuller nur gegeben werden, wenn ihn das Baby wirklich braucht, also wenn es einschlafen möchte, Trost benötigt oder sich entspannen will. Grundsätzlich sollte der Schnuller nie länger als sechs Stunden durchgehend im Mund gelassen und bis spätestens zum dritten Geburtstag abgewöhnt werden.
Der Plötzliche Säuglingstod ist im Einzelfall nicht vorhersagbar und kann deshalb auch nicht mit letzter Sicherheit verhindert werden. Aber man kann einiges tun, um das Risiko für Säuglinge deutlich zu verringern.
Weitere Informationen im Internet unter
www.schlafumgebung.de
www.sids.de

Artikel vom 06.10.2006