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»3. Oktober ein
Grund zum Feiern«

Merkels Appell zum Tag der Einheit

Berlin (dpa). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Deutschen zum Tag der Einheit dazu aufgerufen, von den gemeinsamen Erfahrungen in Ost und West zu lernen.
Angela Merkel: »Aus den gemeinsamen Erfahrungen können wir lernen.«

»Der 3. Oktober 1990 hat uns gelehrt, dass Veränderungen etwas Positives sein können«, sagte Merkel. Die Kanzlerin sieht - anders als zwei Drittel ihrer Landsleute - am 3. Oktober vor allem Grund zum Feiern. Für die allermeisten Menschen habe sich das Leben seit 1990 zum Guten verändert, sagte sie. Die zentrale Feier ist morgen in Kiel.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) räumte 16 Jahre nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten ein: »Es ist manches schwieriger geworden, als wir uns das damals vorgestellt haben.« Die großen Unterschiede seien aber inzwischen Geschichte, sagte der damalige westdeutsche Chefunterhändler beim Einigungsvertrag.
Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), wehrte sich gegen den weiter verwendeten Begriff »Aufbau Ost«. Das »klingt so, als würden wir aus einer Wüste etwas völlig Neues entstehen lassen wollen. Dabei sind wir ja jetzt, 15, 16 Jahre nach der friedlichen Revolution, schon viel weiter.«
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) appellierte, die Wiedervereinigung als Beitrag für die Entfaltung der Demokratie im Osten Europas und damit für die Sicherung des friedlichen Zusammenlebens der Völker zu würdigen. Es lohne, sich die Bilder aus dem Herbst '89 wieder vor Augen zu führen. »Und wir sollten auch nie vergessen, wie wir wirklich vor 1989 gelebt haben.«
In Ostdeutschland ist nur gut jeder vierte Bürger mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden - im Westen des Landes sind es 50 Prozent, berichtet der »Spiegel« unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage der Universität Leipzig.
Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, stellte klar, dass die DDR-Bürger kein Volk von Spitzeln und Verrätern waren. »Weniger als ein Prozent der Bevölkerung hat andere Menschen ausgespäht.«

Artikel vom 02.10.2006