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Von Gefühlen und Kontrollverlust

Das umstrittene Jugenddrama »Wut« wird heute in der ARD gesendet


ARD, 22.00 Uhr: Schon lange nicht mehr hat ein Fernsehfilm im Vorfeld seiner Ausstrahlung für so viel Konfliktstoff gesorgt wie »Wut«. Auslöser war die mehrheitliche Entscheidung der ARD-Intendanten, das Drama aus Gründen des Jugendschutzes auf heute zu verschieben. Jetzt kann sich der Zuschauer sein eigenes Bild über das Stück machen, das Gewalt unter Jugendlichen thematisiert. Im Anschluss daran strahlt die ARD eine Diskussionsveranstaltung mit Experten aus.
Hauptfigur von »Wut« ist Felix (Robert Höller), der aus einer typischen Mittelstandsfamilie stammt. Er hat Ärger mit dem türkischen Mitschüler Can (Oktay Özdemir), dessen Bande ihn seiner neuen Turnschuhe beraubt hat. Sein Vater Simon (August Zirner) ist Literaturprofessor, seine Mutter Christa (Corinna Harfouch) Immobilienmaklerin. Felix genießt ein Leben in Liebe, Bildung und Wohlstand. Ihm gegenüber steht Can, Kind türkischer Immigranten, der aus Neid und Hass den Mitschüler abzockt.
Vater Laub versucht Can mit friedlichen Mitteln zum Aufhören zu bewegen. Ohne Erfolg, stattdessen nimmt die Konfrontation zu. Es folgt Rache auf Rache. Regie führte der deutsch-türkische Regisseur Züli Aladag, der die Gefühle und den Kontrollverlust auf beiden Seiten authentisch erzählt, in den Augen einiger ARD-Intendanten wohl zu authentisch.
Hauptdarsteller Oktay Özdemir meint: »Wir wollten niemanden provozieren. Wir wollten zeigen, was mal gezeigt werden musste.« »Wut« bedürfe eines aufgeklärten Publikums, sagt Autor Max Eipp. »Ich glaube aber auch, dass wir im Fernsehen viel zu ängstlich sind, nicht politisch korrekt zu sein.« Redakteur Arnd Henze ergänzt, dass die Diskussion bewiesen habe, dass Gewalt im Alltag der Jugendlichen ein großes Gewicht habe. NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) sieht die Debatte als hilfreich an. Wichtig sei es, insbesondere ausländischen Jugendlichen von früher Kindheit an Halt zu geben und eine Perspektive zu bieten, etwa durch frühzeitigen Deutsch-Unterricht.

Artikel vom 29.09.2006