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Müllentsorgung auf hoher See im Griff

Marktführer »Deerberg Systems« hat volle Auftragsbücher - 250 Jahre Familientradition

Von Erwin Eisfeld
Hamburg/Lübbecke (WB). 80 Prozent aller Güter werden auf dem Seeweg transportiert. Die Branche boomt, Wachstumstendenz: steigend. In diesem Umfeld agiert der gebürtige Lübbecker Jochen Deerberg (64 Jahre) mit seinem Patent auf rückstandsfreie Müllentsorgung an Bord von Luxuslinern und Fähren äußerst erfolgreich: Er ist Weltmarktführer.
250 Jahre Familientradition (v.l.): Christine, Jochen, Karl-Wilhelm und Charlotte Deerberg.

Der innovationsfreudige und weltweit tätige Unternehmer (30 Mitarbeiter) ist mit seiner Philosophie »vom grünen Schiff« bereits seit dem Jahr 2000 in der Lage, als eine der ersten Umweltschutz-Firmen Emissionen in Luft, Wasser und an Land drastisch zu reduzieren und dadurch höchste nationale und internationale Standards einzuhalten. Seine Entsorgungskonzepte umfassen Lösungen für alle Schiffstypen. Die aktuelle Referenzliste umfasst 135 große Passagierschiffe, darunter mehrere AIDA-Kreuzfahrtschiffe, 64 Marineschiffe, 15 Superyachten, sieben Forschungsschiffe und mehr als 600 Handelsschiffe. Jochen Deerberg: »Damit unterstreichen wir unsere Marktführerschaft im maritimen Umweltschutz eindeutig.«
Und das macht »Deerberg Systems« so erfolgreich: Tonnen von Müll fallen täglich auf den großen Kreuzfahrtschiffen an. Dank des von Deerberg entwickelten Mehrzweckentsorgungssystems lässt sich dieser Berg auf eine halbe Tonne reduzieren: Abfälle werden nicht mehr verbrannt, sondern mittels Plasmatechnologie thermisch bei 5000 Grad Celsius in ihre Elementarteilchen zerlegt - aus Abfall entsteht Energie, die wieder in den Schiffshaushalt eingespeist wird. Nebenbei werden Betriebskosten und Umweltbelastungen gesenkt.
In diesem Jahr war Deerberg in der Lage, gegen harten Wettbewerb wichtige Kreuzfahrt- und Fähraufträge zu sichern. So erhielt Deerberg den Auftrag, die neue Kreuzfahrt-Flotte der AIDA-Reederei, die bei der Meyer Werft in Papenburg gebaut wird, mit seinen Entsorgungssystemen auszustatten. Mit weiteren neuen Aufträgen ist Deerberg Systems in der Lage, die Firma bis 2009 auszulasten: »Derzeit befinden sich insgesamt 41 Schiffe von 18 verschiedenen Eignern im Auftragsbuch.«
Jochen Deerberg entspringt der alteingesessenen Lübbecker Kaufmannsfamilie Deerberg. 1756 als Schmiedebetrieb in Lübbecke gegründet, ist die Familie stolz auf 250 Jahre unternehmerische Tradition. Über die Jahre entwickelte sich das Geschäft, beginnend mit dem Handel von Landmaschinen, einem Mineralöl-Groß- und Einzelhandel und der Eröffnung eines Haushaltswarengeschäftes in Lübbecke. Immer mehr Produkte wurden in das Sortiment aufgenommen, so entstand eine familiengeführte Kaufhauskette mit weiteren Standorten in Rahden, Espelkamp, Bad Pyrmont und Neugersdorf. Im Zuge der Kaufring-Krise, dessen Partner die Deerberg-Häuser waren, betreibt Karl-Wilhelm Deerberg (68 Jahre) - langjähriger Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld - heute nur noch das Kaufhaus in Neugersdorf (Oberlausitz). Darüber hinaus führt er zusammen mit seiner Tochter Charlotte (39 Jahre) die Geschäfte von »Deerberg Dienstleistungen und Immobilien«.
Im Hamburger Nobelhotel Atlantic Kempinski blickte die Unternehmerfamilie jetzt mit Geschäftsfreunden und Partnern auf 250 Jahre unternehmerische Tradition und 25 Jahre »Deerberg Systems« zurück. »Tradition ist nicht die Aufbewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers«, heisst Jochen Deerbergs Credo. Mittlerweile wird die zehnte Generation in der Deerberg-Dynastie an unternehmerisches Handeln herangeführt.

Artikel vom 29.09.2006