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Siemens-BenQ

Ein mieses Spiel


Was der taiwanesische BenQ-Konzern mit seinen Beschäftigten in Deutschland anstellt, ist eine Ungeheuerlichkeit und ein trauriges Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte obendrein. Nicht einmal ein Jahr nach der Übernahme der früheren Siemens-Handysparte stellen die Asiaten ihre Zahlung an die marode Tochter ein. Zu hoch sind die Verluste, eine Trendwende ist nicht in Sicht.
Das war's. Aus. Die 3000 Mitarbeiter hierzulande, die ihrem Arbeitgeber mit Lohnverzicht schon weit entgegengekommen waren, um ihren Arbeitsplatz zu retten, sind die Dummen. Wieder einmal müssen sie für Managementfehler büßen. Fehler, die allerdings schon zu Siemens-Zeiten entstanden waren.
Die Handysparte war einst der Stolz des Siemens-Konzerns. Siemens-Handys galten als grundsolide, waren weit verbreitet. Dann verpasste das Management den Trend zu Farbdisplays und Geräten mit Kamera und MP3-Spieler. Die Sparte schrieb rote Zahlen, irgendwann summierten sich die Verluste auf eine Million Euro pro Tag auf.
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld zog die Notbremse. Es gelang ihm, den Verlustbringer an BenQ zu einem symbolischen Preis abzutreten, dabei legte er noch 350 Millionen Euro drauf. Viel Geld. Aber Kleinfeld wollte das Geschäftsfeld unbedingt loswerden. Ahnte er, wie tief die Handysparte im Sumpf steckte? Einstweilen haben die Taiwanesen den schwarzen Peter. Edgar Fels

Artikel vom 29.09.2006