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Ab nach Kassel: Finke versetzt Möbelkäufer in kreative Träume

Exklusives Einrichtungshaus vor dem Start -Êdemnächst auch in Paderborn

Von Bernhard Hertlein
Kassel/Paderborn (WB). Ein riesiger Sprung geht von links oben nach rechts unten durch den Badezimmerspiegel. Ist das nun Design -Êoder Folge eines Unfalls? In dem Fall handelt es ist sich in der Tat um einen Transportschaden. Der Spiegel wird noch vor der Eröffnung der neuen Kasseler »Traumfabrik« ausgetauscht.

So ganz aus der Luft gegriffen ist die andere Idee allerdings nicht. Denn die neue Vertriebslinie der Paderborner Finke-Gruppe, »Traumfabrik« genannt, zeigt bewusst Möbel, die es anderswo nicht gibt -Êauch nicht in den sechs Einrichtungshäusern von Finke selbst. Mit diesem Angebot sollen Kunden angelockt werden, die das Exklusive suchen, das Originelle und Kreative -Êund trotzdem nicht zuviel bezahlen möchten.
Ein Ledersofa wird, ähnlich wie die löchrigen abgewetzten Jeanshosen der jungen Generation, ab Fabrik mit Gebrauchsspuren ausgeliefert. Ein Kristallleuchter ist über und über mit hellblauen Glastropfen behängt. Ein Handwaschbecken hat die Form einer Badewanne. In einer anderen Koje leuchten Badezimmer-Schränke feuerrot. Die überbreite Kante um ein Doppelbett bietet gut Platz für zwei oder drei Familien - Gelegenheit beim nächsten Fußball-Länderspiel für ein »Public viewing« im Schlafzimmer.
Solche flippigen Möbel fallen natürlich zuerst ins Auge. Doch Finkes »Traumfabrik«, die am 2. Oktober ihre Tore öffnen wird, erfüllt auch ganz andere Einrichtungsträume. Da sind zum Beispiel kleine Lederapplikationen auf dunklen, antik anmutenden Schränken. Oder Küchen, die japanischen Design-Ansprüchen folgend auf jeden Schnickschnack verzichten. Kolonialmöbel mit Liebe zum Detail. Büros, die ganz in Weiß erstrahlen.
In der Traumfabrik werden die Möbel inszeniert. Tapeten und Fußböden wurden mit großer Sorgfalt ausgewählt. »Wir wollen damit unseren Besuchern auch Tipps geben, wie sie ihre Wohnung noch interessanter gestalten können«, sagte Finke-Geschäftsführer Klaus Stroppel bei einem Rundgang zwischen Bauarbeitern durch die erst noch im Aufbau befindliche Traumfabrik.
Oft fesseln ungewöhnliche Kombinationen die Blicke: verschiedenfarbige Stühle an einem Esszimmertisch, Gartenmöbel in der Küche, ein flippiges Sofa vor einem klassischen Solitär-Möbel. Jeder, so die Finke-Botschaft, träumt seinen eigenen Einrichtungstraum.
»Die Traumfabrik ist eine Idee unseres Chefs«, sagt Stroppel. Entsprechend habe er beim Umbau und der Einrichtung des ehemaligen Osthoff-Möbelhauses in Kassel auch an vorderster Stelle mitgewirkt. Ein schwarzglänzender Fußboden für die von oben einsehbare große Sofa-Ausstellung? Nicht doch! Wilfried Finke ließ ihn herausreißen und durch einen traumfabrikblauen Teppich ersetzen. Stroppel strahlt: »Der Aufwand hat sich gelohnt.«
Finke wäre nicht Finke, achtete er nicht auch beim Träumen noch auf den Preis. So findet man auf den 17 500 Quadratmetern Verkaufsfläche neben einem überdimensionalen Blumentopf für 2936 Euro auch durchaus schöne bezahlbare Einrichtungsgegenstände. Dabei legten die Einkäufer nur Wert darauf, dass sich die Sortimente nicht mit anderen Finke-Häusern überschneiden. Für einige Accessoires wie zum Beispiel Bettwäsche wurde eigens eine neue Marke »Traumfabrik« kreiert.
In Kassel ist Finke bereits mit einem Einrichtungshaus und »Preisrebell«-Discountmarkt lokaler Marktführer. Keine Frage, wem man Kunden wegnehmen will: In Sichtweite der Traumfabrik befindet sich Ikea. Andererseits erwartet der Chef des neuen Hauses, der erst 28-jährige Tobias Dibowski, dass Kunden auch von weither anreisen.
Eine zweite, mit 4000 Quadratmetern Verkaufsfläche kleinere »Traumfabrik« wird in wenigen Wochen auch in Paderborn in der Libori-Galerie eröffnen.

Artikel vom 28.09.2006