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Raus aus der Anstalt -
rein ins normale Leben

Bethel will neue Wohngruppen einrichten


Dornberg (WB). »Raus aus der Anstalt - Rein ins normale Leben« - in Bielefeld sollen etwa 150 stationäre Plätze aus den Ortschaften Bethel und Eckardtsheim in die Bielefelder Stadtteile Bültmannshof, Sieker, Brackwede und Sennestadt verlagert werden. Die evangelische Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde im Bielefelder Westen hat signalisiert, dass sie sich auf das Experiment »Neue Nachbarschaften« einlassen will. Sie strebt eine enge Partnerschaft mit den von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel an und heißt Menschen mit Behinderung in ihren Reihen willkommen.
So wird zum Beispiel im Gebäude des ehemaligen Gemeindehauses am Bültmannshof ein integratives Bistro eingerichtet. Es soll von behinderten Menschen betrieben werden. »Wir finden es klasse, dass in unserem Wohnquartier ein Café entsteht, das ganz unterschiedliche Gruppen nutzen können«, betont Andreas Heitland, Pfarrer der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. »Nebenan liegt noch ein Grundstück. Dort könnte sogar ein Wohnheim für behinderte Menschen gebaut werden«, bietet er an.
Der Bültmannshof ist ideal als Wohngebiet für Menschen mit Behinderung. Es gibt ein Einkaufszentrum, einige Arztpraxen und eine gute Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr. Doch um Menschen mit Behinderung ein gutes Leben als Nachbarn zu ermöglichen, bedarf es mehr als nur einer funktionierenden Infrastruktur. Sandra Klein, 31-jährige Bewohnerin einer Wohngruppe der von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel, bringt es auf den Punkt: »Nachbarschaft ist dabei sein.«
Die von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bieten insgesamt derzeit etwa 80 solcher Plätze in den ostwestfälischen Städten Bielefeld, Bünde und Paderborn an. Dass Menschen mit Behinderung in direkter Nachbarschaft wohnen, ist in vielen Gemeinden neu. Bei den Anwohnern gibt es oft Vorbehalte und Ängste. Nachbarn, Vereine und Kirchengemeinden müssen daher behutsam auf den neuen Personenkreis vorbereitet werden.

Artikel vom 29.09.2006