02.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Bei uns an der
richtigen Adresse«

DSC Arminia II, ein Sommermärchen

Bielefeld (WB/jm). An den Kassenhäuschen des Heidewaldstadions wurden am Freitagabend rasch noch Plakate von Sönke Wortmanns WM-Doku »Deutschland, ein Sommermärchen« befestigt. Den Kern des Films machen Begeisterung, Motivation und Teamgeist aus. Attribute, die Fußball-Oberligist DSC Arminia II wenig später bei seinem 3:1-Streich gegen Spitzenreiter FC Gütersloh vorlebte.

Schon imponierend, wie unberührt die couragiert auftretenden Gäste den Doppel-Schock vor der Pause wegsteckten. Erst Gülers Anschlusstreffer, als sich in der DSC-Defensive ausnahmsweise mal einer auf den anderen verließ, dann die Verletzung Thilo Ver-sicks, der sich das linke Knie verdrehte. Trainer Dr. Jörg Weber hegt die leise Hoffnung, dass »es doch nicht so schlimm ist, wie es zunächst aussah.« Noch am Freitagabend konnte er das Krankenhaus in Gütersloh verlassen mit der Aussucht, keinen Kreuzbandriss erlitten zu haben. Am Samstag ging's gleich zur Reha. Heute wird Versick bei Dr. Michael Dickob eine Kernspintomographie vornehmen lassen.
Hans Scholz (»Ein Platz unter den ersten Fünf ist machbar«) konnte den von ihm vorausgesagten Derbyerfolg wegens Versicks Aus nicht richtig genießen. »Das ist mir auf den Magen geschlagen.«
Er verschrieb seinem Ex-Klub drei bittere Pillen: Der »Doktor«, wie Jörg Weber immer noch von Güterslohs Präsident Norbert Wöstmann bezeichnet wird, war hellauf begeistert von seiner Crew. »Wir sind brutal hohes Tempo gegangen.« Selbst als der FCG in der Not seine langen Manndecker in den Angriff beorderte, habe sein Team »cool gespielt und nichts mehr zugelassen,« schwärmte Weber. »Das war beeindruckend. Wir sind auf einem guten Weg. Aber jedes Spiel läuft anders. Eine Spitzenmannschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie Woche für Woche eine Leistung auf diesem Niveau abrufen kann. Das gilt es jetzt zu beweisen - ob vor 2 300 oder 100 Zuschauern.«
»Co« Armin Perrey hatte die »Riesenchance zum Sieg« vorher gewittert. »Wir waren Gütersloh spielerisch und läuferisch überlegen. Janjic und Tesche haben einen überragenden Part gespielt.«
FCG-Coach Thomas Stratos wusste schon, warum er vor der Saison versucht hatte, Zlatko Janjic und Nils Ficher in den Heidewald zu locken. Beide hatten letztlich der Perspektive Bundesliga den Vorrang gegeben. »Ich suche in Bielefeld die Chance nach oben. Keine falsche Entscheidung, oder?«, strahlte der kreative zweifache Torschütze Janjic, der im Heidewald auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn wandelte. Vor den Augen von Cheftrainer Thomas von Heesen verlor Nils Fischer kaum einen Zweikampf. »Ich hoffe immer noch, dass ich den Sprung schaffe. Darauf arbeite ich jeden Tag hin,« meinte der Innenverteidiger, der das 3:1 als »Superspiel« und »überragend« in Erinnerung behalten wird. »Diese tolle Atmosphäre mit den Fans war riesig. Das hat man in der Oberliga nicht so oft. Das nehmen wir gerne mit.«
So empfand es auch Kollege Nils-Christian Schmidt: »Wir steigern uns mit dem Publikum, werden mit jedem Tor besser. Gütersloh hat uns in keiner Phase etwas entgegen zu setzen gehabt und hätte sich über eine höhere Niederlage nicht beklagen zu brauchen. Es war so, wie unser Trainer es uns eingetrichtert hatte: Die waren mal fällig, und bei uns waren sie an der richtigen Adresse.« Der lange FCG-Verteidiger Daniel Eckel musste neidlos anerkennen: »Wir haben uns schlecht bewegt, das war unser Manko. Arminia war viel bissiger als wir.«
Fußballlehrer Maik Walpurgis, schon bei beiden Vereinen auf der Bank, lobte eine »ganz starke Arminia. Ich habe das Spiel Preußen Münster gegen SC Verl gesehen - beide hatten nicht das Niveau des DSC Arminia II.«
Der Trainer des Verlierers wollte den ersten Rückschlag nicht dramatisieren. »Ein verdienter Sieg für Arminia. Aber so spielen nicht alle Mannschaften in der Oberliga. Uns fehlte die Durchschlagskraft nach vorn. Wir haben nur ein Spiel verloren, mehr nicht,« urteilte Thomas Stratos.

Artikel vom 02.10.2006