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»Aus so einem Spiel lernen«

Handball-Oberliga: TuS 97 - TuS Ferndorf 38:38 (17:15)

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Obwohl der Aufsteiger TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck im Spitzenspiel der Handball-Oberliga dem erklärten Meisterschaftsfavoriten TuS Ferndorf ein 38:38 (17:15)-Remis abtrotzte und weiterhin ungeschlagen ist, war's für die meisten »Jürmker« eine gefühlte Niederlage. Grund: Zehn Minuten vor dem Abpfiff führten die 97-er noch deutlich mit 34:28. »Da lag Ferndorf am Boden. Aber wir haben dem Gegner die Hand gereicht, statt nachzutreten,« bedauerte der Sportliche Leiter Frank Brennecke.

Die Schlussphase des attraktiven Duells gehörte den niemals aufsteckenden Gästen, die (mit Überzahlsituationen) binnen acht Minuten 9:2 Tore markierten und die Führung wieder an sich rissen - 36:37 (58.) und 37:38 (60.). Arne Schlüter in Unterzahl und Ralf Bruelheide vom Siebenmeterpunkt sechs Sekunden vor Schluss schafften jeweils noch den Ausgleich. Brennecke monierte, dass die Hausherren sich nach der Sechs-Tore-Führung »zu sehr zurückgelehnt und für die Galerie gespielt haben«. Nachlässigkeiten dürfe man sich gegen ein Team mit solcher Qualität wie Ferndorf nicht leisten. Gleichwohl konnte er »mit dem Punkt leben«.
Trainer Frank Spannuth versuchte dem Remis ebenfalls eine positive Sichtweise abzugewinnen. »Die Mannschaft kann von so einem Spiel nur lernen. Solche Situationen hat sie sich in den vergangenen beiden Jahren selten genug kennengelernt«, fand der Pädagoge. In der entscheidenden Phase, als das komfortable Polster zusehends schrumpfte, habe sein Team »nicht den Kopf verloren«, was Spannuth als »wichtigen Prozess für eine Mannschaft, die sich entwickeln soll«, wertete.
Entscheidend sei gewesen, dass Ferndorfs Rückraumroutinier Thomas Dralus die großzügige Handhabung der beiden Unparteiischen von der HSG Handball Lemgo (!) bis zum Exzess auskostete und im Körperkontakt »regelmäßig fünf, sechs Schritte gegangen« sei. Dralus markierte seine sieben Treffer allesamt im zweiten Durchgang.
Weil sich die Hausherren zu Beginn eine recht hohe Fehlerqoute leisteten und auch Thorsten Lehmeier, der ab der 22. Minute Marcus Tiemann Platz machte, von seiner Abwehr nicht sonderlich unterstützt wurde, übernahm Ferndorf in der zehnten Minute die Führung (Egger per 7m). Fortan blieb es stets eng. Vor dem Wechsel bliesen Marcel Volmer (27., Heber), Ralf Bruelheide (28., 7m) und Sven-Eric Husemann (29.) zum Halali. Die Krönung verpasste Henning Duderstadt, der seinen Gegenstoß 35 Sekunden vor dem Pfiff vergab, derweil Hambloch zum 15:17 einnetzte. Schade.
Mit einem ansehnlichen Zwischenspurt vom 29:27 zum 33:27 (Grothaus, Schlüter und zweimal Bruelheide) schien der in dieser Phase konditionell überlegen wirkende Gastgeber bis zur 49. Minute die Vorentscheidung herbeigeführt zu haben. Doch Ferndorf, emotional angestachelt von Trainer Caslav Dincic, der Sekunden vor Schluss »Rot« sah, stellte in der 36. Minute gegen die löchrige Bielefelder Abwehr durch Egger den 36:36-Gleichstand her und wurde für seine Einstellung noch mit einem Teilerfolg belohnt.
»Dieser Punktverlust war überflüssig wie ein Kropf,« schüttelte TuS 97-Chef Dr. Ulf-Peter Schroeder sein Haupt. »Eigentlich hatten wir schon gewonnen, dann aber die Zügel in der Abwehr schleifen lassen, ganz einfache Gegentore kassiert und Ferndorf so wieder ins Spiel gebracht.« Und auch Jörn Boekstiegel grämte sich: »Wir waren besser, aber zu blöd. Wir haben vorne zu viele leichte Bälle verworfen.«
TuS 97: Lehmeier/Tiemann - Lewerenz (1), A. Vollmer (1), Boekstiegel (2), Schlüter (4), M. Volmer (2), Duderstadt, Bruelheide (10/4), Vogelsang (2), Scheibe, Husemann (4), Kopschek (1), Grothaus (11).
Der Spielfilm: 2:1 (4.), 4:5 (10.), 6:8 (16.), 9:10 (20.), 13:12 (25.), 17:15 (30.), 19:17 (34.), 21:21 (37.), 26:23 (41.), 29:27 (45.), 33:27 (49.), 36:33 (54.), 36:37 (58.), 37:37 (58.), 37:38 (60.), 38:38 (60.).

Artikel vom 02.10.2006