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Abnehmen mit
»Telefon-Diät«

Studie mit 600 Übergewichtigen

Von Christian Althoff
Bad Oeynhausen (WB). Abnehmen mit Hilfe des Telefons: 600 übergewichtige Männer und Frauen aus Ostwestfalen-Lippe beteiligen sich an einem einjährigen Projekt des Bad Oeynhausener Instituts für angewandte Telemedizin (IFAT). Erste Bilanz nach sechs Monaten: 96 Prozent der Teilnehmer haben abgenommen, im Durchschnitt acht Kilogramm.
Oberarzt Dr. Heinrich Körtke leitet das IFAT.

Die zehn Betriebskrankenkassen Ostwestfalen-Lippes bezahlen den Abnehm-Versuch. Sie hatten unter ihren Versicherten für die Teilnahme geworben, »und die Resonanz war größer als die Zahl der Plätze«, sagt Wolfgang Diembeck von der Bertelsmann Betriebskrankenkasse. 900 Euro bekommt das IFAT, das zum NRW-Herz- und Diabeteszentrum gehört, pro Teilnehmer, ein Jahr lang werden die übergewichtigen Menschen dafür betreut. Mit dabei sind Männer und Frauen im Alter zwischen 20 und 67 Jahren.
»Bei vielen Diäten verpufft der Erfolg schon nach kurzer Zeit wieder«, sagt IFAT-Leiter Dr. Heinrich Körtke. Deshalb habe man ein langfristiges Konzept entwickelt, bei dem der gewohnte Speiseplan kaum verändert werde. Zu Beginn wurde jeder Teilnehmer untersucht - per Belastungs-EKG, Herz-Ultraschall und Bluttest. Jeder Übergewichtige bekam dann einen Bewegungsplan, der je nach Veranlagung Fahrradfahren, Schwimmen oder Laufen vorsieht. Eine Ernährungsberaterin gab den Teilnehmern außerdem individuelle Tipps. Oberarzt Dr. Körtke: »Wir zwingen niemanden, von seinem liebgewonnenen Essen zu lassen, aber wir reduzieren die Menge.« Dieses gelinge , indem die Menschen fünf kleinere statt drei großer Mahlzeiten äßen und sich deutlich mehr Zeit dafür nähmen: »Erst nach 15 Minuten registriert unser Gehirn ein Sättigungsgefühl. Wir müssen also möglichst langsam essen. Wenn wir dann noch mit einem Salat beginnen, bleibt kaum noch Hungergefühl für schwere Kalorienbomben.«
Die Teilnehmer protokollieren ihre Mahlzeiten und faxen den Bericht einmal pro Woche ans IFAT. Außerdem wiegen sie sich wöchentlich zu Hause, und dieser elektronisch gemessene Wert wird über ein spezielles Handy ebenfalls nach Bad Oeynhausen übertragen - automatisch. »So kann niemand schummeln«, schmunzelt BKK-Sprecher Wolfgang Diembeck. In ihrer wöchentlichen Telefonsprechstunde gehen die Ärzte, Sportpädagogen und Ernährungsberater des IFAT mit den Teilnehmern die übermittelten Werte durch. »In einigen Fällen geben wir dann Tipps, was bei der Bewegung oder dem Essen noch verändert werden könnte«, erklärt Dr. Körtke. Der IFAT-Leiter sagte, die Sechs-Monats-Bilanz habe ihn überrascht: »Wir hatten damit gerechnet, dass jeder zweite Teilnehmer abnehmen wird. Dass es bis jetzt 96 Prozent sind, ist fantastisch!«
Der Versuch wird getragen von den Betriebskrankenkassen Diakonie, Bertelsmann, Drabert-Direkt, Dürkopp-Adler, Herford-Minden-Ravensberg, Gildemeister-Seidensticker, Melitta Plus, Miele, Dr. Oetker und Lafarge Dachsysteme.

Artikel vom 28.09.2006