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Kirschgarten  Bild der Zeitenwende

Musik zieht sich wie ein Leitmotiv durch das Stück von Tschechow


Bielefeld (bp). Die Spielzeit 2006/07 des Theaters Bielefeld steht unter der gemeinsamen Überschrift »Neuzeit«. »Der Kirschgarten« von Anton Tschechow, 1904 uraufgeführt, dem Eröffnungsjahr des Stadttheaters, markiert eine Neuzeit. Er ist das Bild einer Zeitwende, das Tableau einer Gesellschaft im Wertewandel. »Der Kirschgarten« hat am Freitag, 29. September, 20 Uhr, im Stadttheater Premiere.
Regie führt Intendant Michael Heicks, der bereits Tschechows erstes Theaterstück »Platonow« in Szene setzte - zu Beginn seiner Intendanz. Es spielen unter anderem Carmen Priego, Thomas Wolff, Monika Wegener, Christina Huckle und Harald Gieche.
Außergewöhnlich: Patrick Schimanski, freischaffender Regisseur und musikalischer Leiter für zahlreiche Schauspielproduktionen, komponierte eigens Musik zum »Kirschgarten«; Bielefelder Singschul' und Extrachor des Theaters singen in Einstudierung von Hagen Enke und Hartmut Sturm. Schimanski hat sich für seine Komposition, die sich wie ein Leitmotiv durch die Aufführung zieht, von ostjüdischer Folklore und russischer Volksmusik inspirieren lassen.
Die Handlung: Die Ranjewskaja flüchtet sich vor einer zerstörerischen Liebe aus Paris zurück auf das Gut ihrer Kindheit. Ihr familiärer Anhang ist wie sie lebensuntüchtig. Der tatkräftige Lopachin, Sohn eines ehemaligen Leibeigenen, versucht sie vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Standesdünkel und Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen, hindern Ranjewskaja daran, zu handeln. Lopachin erwirbt den in der Stadt zwangsversteigerten Kirschgarten. Die neue Situation zerstreut die Familie, der greise Diener Firs bleibt hilflos zurück. Der Kirschgarten, Symbol der »guten alten Zeit«, wird abgeholzt, geopfert dem Überleben in der Neuzeit, gegen die man sich erfolglos gestemmt hat.
Weitere Vorstellungen: im Oktober, November und Dezember.

Artikel vom 28.09.2006