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Country ist in, Country macht Laune

»Texas Lightning« begeisterten 1900 Zuhörer im Ringlokschuppen

Von Phillip Gätz (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Es ist noch nicht lange her, da war der Grandprix-Song »No no never« in jedermanns Ohren. Täglich spielten die Radiosender den Song von Texas Lightning rauf unter runter. Dass das Quintett um Grimmepreisträger Olli Dietrich mehr als nur ein One-Hit-Wonder im Repertoire hat, stellten die »Texaner« am Dienstag im nahezu ausverkauften Ringlokschuppen unter Beweis.

Etwa 1900 begeisterte Zuschauer waren sich beim Abschlusskonzert der Tournee einig: Country ist in, Country macht Laune und in jedem wirklich großen Song kann auch ein Countryherz schlagen.
Schauspieler wie Toni Berger und Armin Rohde, die später Film- und Fernsehberühmtheit erlangten, sammelten ihre ersten Bühnenerfahrungen am Bielefelder Stadttheater. Ihre ersten beiden Hauptrollen in Musicals führten 1986 auch die Australierin Jane Comerford, Sängerin von Texas Lightning, an die Bielefelder Bühne. Nun war sie zurück in Ostwestfalen. Aber auf gänzlich andere Art und Weise. Als Frontfrau der deutschen Country-Band wurde sie vom bekannten Fernsehgesicht Olli Dietrich und seinem kongenialen Partner Jon Flemming Olsen aus Deutschlands erfolgreicher TV-Comedy »Dittsche - das wirklich wahre Leben«Ê begleitet. Den Träger des Deutschen Fernsehpreises und des Grimmepreises in Gold sahen die Zuschauer in deutlich schickerer Manier. Anders als »Dittsche«, der im abgehalfterten Bandemantel zu abendlicher Stunde die Frittenbude von »Ingo« unsicher macht, traten er am Schlagzeug und die übrigen Musiker stilecht im Westerndress auf die Bühne.
Im Fernsehen ist Dittrich Improvisationskünstler und genialer Schauspieler zugleich. Auf der Bühne zeigt sich, dass er auch Vollblutmusiker ist, angefangen bei seiner Jahre zurückliegenden Duo-Karriere mit Blödel-Barde Wigald Boning alias »Die Doofen«. Nur jetzt sitzt er am Schlagzeug, das Grinsen aber genauso breit wie eh und je. Dabei lässt er die nötige Professionalität nicht vermissen. Die Musik kommt von Herzen, dass spüren auch die Fans. Klassiker wie »Highway to Hell«, »Like a Virgin« oder »Dancing-Queen« werden auf einmal Dank einer unter die Haut gehenden Stimme von Comerford in den staubigen Wilden Westen zurückkatapultiert und treffen auf alt bekannte Werke von echten Country-Helden wie Johnny Cash, Patsy Cline & Co.
Und wie eine billige Kopie klingt all ihr Tun im »Ringlok-Saloon« bei Leibe nicht. Texas Lightning verpassen diesen Songs ihre eigene Note, ohne an deren bestechlicher Authentizität zu kratzen.Ê
Der Pulsschlag des Publikums geht dabei direkt mit. Mit Covern wie Michael Jacksons »Man in the Mirror« haben sie die Bielefelder im Griff. Mit ihrer erst in der Zugabe präsentierten und frenetisch gefeierten Eigenkomposition »No no nerver« gewann die Gruppe den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest und war damit die erste Countryband in der fünfzigjährigen Geschichte dieses Wettbewerbs, die im Finale antrat. Der Song hat mit in Deutschland mehr als 300 000 verkauften Tonträgern inzwischen Platin-Status erreicht. Auch die neue Single »I Promise« schien zu gefallen.ÊUnd so feierten die Gäste im gut 30-minütigen Zugaben-Block eine Band, deren zweistündiges Programm Beleg dafür ist, das diese geniale Kombo der Countrymusik eine Renaissance beschert hat.Ê

Artikel vom 28.09.2006