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Freundschaften
müssen ein paar
Stunden ruhen

Küntzel mit Cottbus bei Arminia

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Ein ehemaliger Armine freut sich mächtig auf das Wiedersehen mit den Bielefelder Kollegen. Wenn Aufsteiger Energie Cottbus Samstag um 15.30 Uhr in der SchücoArena seine Visitenkarte abgibt, kehrt erstmals Marco Küntzel nach Ostwestfalen zurück. »So lange ist es doch noch gar nicht her, dass ich dort meinen Spind ausgeräumt habe«, sagt der 30-jährige »Flügelflitzer.«

Noch immer verbindet ihn mit Arminia mehr als nur Erinnerungen. Drei Jahre habe er in Bielefeld gespielt, da seien echte Freundschaften, vor allem zu »Matze« Hain, Petr Gabriel und Rüdiger Kauf entstanden, versichert er. Deshalb ist es für ihn auch keine Frage, dass er nach dem Spiel die Kontakte pflegen und bis Sonntag in Bielefeld bleiben will. »Ich habe das bereits mit meinem Trainer besprochen und Petrik Sander war einverstanden.«
In der Lausitz hat sich Künztel in den vergangenen drei Monaten gut eingelebt und mit seiner Familie eine Wohnung in der Nähe des Stadions der Freundschaft bezogen. Das habe den Vorteil, dass er jeden Tag mit dem Fahrrad zum Training fahren könne, grinst der gebürtige Mecklenburger aus dem schönen Örtchen Ludwigslust vergnügt. Dennoch sieht er den kleinen, aber feinen Unterschied zu Bielefeld: »Bei Arminia war alles etwas professioneller. Bei Energie muss noch ein bisschen an den Strukturen gearbeitet werden.«
Rein sportlich ist der Fußball-Profi längst in Cottbus angekommen. Zwei Siege, zwei Unentschieden und nur eine Niederlage lautet die Bilanz des Aufsteigers Energie. Küntzel hat bisher kein Pflichtspiel in der Meisterschaft und im Pokal ausgelassen. »Zudem habe ich keinen Trainingstag versäumt«, verweist er auf seinen guten körperlichen Zustand. Steffen Baumgart (34) und er seien zwar mit die ältesten Spieler im Kader, aber derzeit fitter als viele jüngere Kollegen, stellt der Ex-Armine mit gewissem Stolz fest.
Den bisherigen Saisonverlauf der Bielefelder hat Marco Küntzel natürlich mit großen Interesse verfolgt. Und er sieht deutliche Parallelen zu den vorangegangenen Jahren: »Arminia ist doch immmer schlecht gestartet und hat sich erst nach fünf, sechs Spieltagen gefangen.« Verwundert ist er allerdings, dass momentan auch die Abwehr schwächelt. Und in Erinnerung ans vergangene Jahr: »Wenigstens hinten haben wir gut gestanden.«
Aufgrund seiner Erfahrung (55 Erstligaspiele) genießt Küntzel in seinem neuen Klub auf Anhieb einen gewissen Stellenwert. »Auch mit dem Trainer komme ich gut klar. Ich kann mit ihm schon mal über meine Position diskutieren«, nennt er Unterschiede zwischen Thomas von Heesen und Petrik Sander. Ob er Samstag gegen Arminia auf dem rechten oder linken Flügel spielt, kann er momentan allerdings noch nicht sagen. Ihm sei es letztlich auch egal, ob er nun im Spiel auf Schuler oder Korzynietz treffe.
Und Bielefelds ehemaliger »Chancentod« schmunzelt: »So ist das nun mal in unsere Branche. Wenn man gegen einander spielt, müssen Freundschaften ein paar Stunden ruhen.« Aber nachher will er mit einigen ehemaligen Kollegen ein paar Bierchen trinken. Küntzel versichert: »Ich habe mich bei Arminia drei Jahre lang sehr wohl gefühlt.«

Artikel vom 27.09.2006