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HSV spielt trostlos -
Trainer Doll ist ratlos

Champions League: ZSKA Moskau siegt dank Dudu 1:0

Moskau (dpa). Für den Hamburger SV droht der Ausflug in die Champions League zu einem Albtraum zu werden.

Nach einer trostlosen Vorstellung bei ZSKA Moskau verloren die Hanseaten auch ihre zweite Begegnung in Gruppe G und gehen nach dem elften Pflichtspiel ohne Sieg schweren Zeiten entgegen.
Vor 25 000 Zuschauern im Lok-Stadion erzielte der Brasilianer Dudu (59.) das Tor des Tages zum 1:0 (0:0). Das Team von Trainer Thomas Doll präsentierte sich gestern ängstlich und mutlos. Außerdem sah der kurz zuvor eingewechselte Benjamin Lauth vier Minuten vor dem Schlusspfiff eine umstrittene Rote Karte. »Mit zehn Mann hatten wir mehr Aktionen nach vorne als mit elf«, sagte ein enttäuschter Doll.
»Es ist unerklärlich, dass wir im Spiel nach vorne nicht den Mut hatten. Wir müssen nach vorne mehr investieren«, fand der HSV-Coach. Er klagte: »Wir waren wieder einmal bei einer Standardsituation unaufmerksam.« Nach einem Eckball von Carvalho war Dudu per Kopf unbedrängt erfolgreich. Die Russen feierten damit ihren erst zweiten Sieg im siebten Heimspiel auf der großen europäischen Fußball-Bühne. »Ich weiß gar nicht, was ich alles ansprechen soll. Es gibt vieles zu klären«, sagte Doll und zeigte sich ratlos.
Kurz vor dem Spiel war eine Gruppe HSV-Fans im Stadtzentrum von russischen Hooligans angegriffen worden, doch ernsthaft zu Schaden kam niemand. Eine Stunde lang durften die Hamburger Anhänger hoffen, dass auch ihr Team das erste Champions-League-Auswärtsspiel seit sechs Jahren zumindest mit einem Teilerfolg beenden würde. Doch die Moskauer, der UEFA-Cup-Sieger von 2005, kamen am Ende zu einem hochverdienten Erfolg.
Gegenüber dem 1:1 im Bundesliga-Nordderby gegen Werder Bremen hatte Doll sein Team auf zwei Positionen verändert. Für Torhüter Sascha Kirschstein, der gegen Arsenal ebenfalls eine umstrittene Rote Karte gesehen hatte, stand Stefan Wächter zwischen den Pfosten. Für U-21-Nationalspieler Piotr Trochowski rückte der Schweizer Raphael Wicky als zweiter »Sechser« in die Startelf. Der HSV setzte auf Sicherheit, das wurde am Ende bestraft.
Dank der Millionen von Öl-Milliardär Roman Abramowitsch, der schon Chelsea zur europäischen Fußball-Topadresse gemacht hat, kann ZSKA mit Daniel Carvalho, Dudu und Wagner Love auf drei brasilianische Nationalspieler bauen. Im ersten Europapokal-Spiel gegen eine deutsche Mannschaft gaben die Hausherren über weite Strecken den Ton an. Coach Waleri Gassajew hatte das Motto ausgegeben: »Ein Sieg gegen den HSV ist Pflicht.«
Ohne die verletzten Thimothee Atouba, Guy Demel und Spielmacher Rafael van der Vaart kamen die Hamburger einmal mehr nicht richtig ins Spiel. Der als Hoffnungsträger gehandelte Argentinier Juan Pablo Sorin wurde sogar ausgewechselt. »Wenn man gewinnen will, muss man viel mehr nach vorne zeigen«, sagte Bastian Reinhardt. Die Moskauer überbrückten das Mittelfeld schneller und waren deshalb gefährlicher.
Moskau: Akinfejew - Wassili Beresuzki, Ignaschewitsch, Alexej Beresuzki - Semberas (46. Krasic), Rahimic - Dudu, Schirkow - Carvalho (84. Jo) - Vágner Love, Olic (76. Aldonin)
Hamburg: Wächter - Mahdavikia, Reinhardt, Kompany, Mathijsen - Wicky, de Jong (69. Trochowski) - Jarolim, Sorin (69. Guerrero) - Ljuboja (80. Lauth), Sanogo
Schiedsrichter: Wegereef (Niederlande)
Zuschauer: 25 000
Rote Karte: Lauth (86./Tätlichkeit)

Artikel vom 27.09.2006