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Der Nächste, bitte! Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Der Spitzenplatz im Oberhaus, in der Saison nach der WM eine ständige Wechsel-Bühne. 13 Runden sind gespielt, acht Mannschaften standen schon auf dem Platz an der Sonne. Das Spiegelbild einer Klasse, der die ganz große Klasse fehlt.

Nürnberger Start

Nach den ersten 90 Minuten gab es gleich zwei Tabellenführer. Der 1. FC Nürnberg und Bayer Leverkusen, sie gewannen ihre Premieren mit 3:0. Doch nur eine Partie später thronte der Club allein ganz oben. Und Trainer Hans Meyer, der alte Spötter, er wagte die Prognose: »Es wird sehr schwer, wenn man meine Elf noch vom ersten Platz verdrängen will.«
Die Liga lachte. Nur die Nürnberger schon bald nicht mehr. Denn nach zwei Start-Siegen gab es lange Zeit keine Dreier-Feier. Endlich, acht Unentschieden und zwei Niederlagen später, buchte die Meyer-Mannschaft gegen Leverkusen wieder einen Erfolg.
In der Tabelle nimmt Nürnberg inzwischen mit 17 Punkten einen Mittelfeldplatz ein. Immerhin noch einstellig, Rang neun. Die Franken stehen jetzt endgültig da, wo sie hingehören. Zu gut, um ernsthaft in Gefahr zu geraten. Aber nicht gut genug, um im Spitzenkonzert noch einmal die erste Geige spielen zu können.

Aachener Traum

Der Club grüßte in den ersten drei Runden als die Nummer 1. Ein Aufsteiger war dagegen nur für ein paar Stunden Tabellenführer. Die Aachener Alemannen, sie werden diese kurze Zeit auf dem Gipfel trotzdem nie vergessen. Wie sie da am Freitag, dem 13. Oktober, durch den Sieg in Mainz ganz nach oben rückten, einmalig. Der Höhenrausch war am 14. Oktober um 17.20 Uhr schon wieder zu Ende, als Werder Bremen mit dem 6:0 in Bochum vorbei stürmte.
Aachen, der stolze Spitzenreiter, hatte übrigens die Berliner Hertha abgelöst, die damals etwas länger auf die Konkurrenz herab sehen durfte. Zwei Wochen. Aber trotzdem nur von Runde sechs bis Runde sieben, weil eine Länderspielpause den Liga-Betrieb mal wieder unterbrochen hatte.
Alemannia-Trainer Michael Frontzeck bewertete die Eroberung des ersten Platzes übrigens sehr realistisch. Er will sich lieber die Abschluss-Tabelle ausschneiden, wenn seine Elf einen rettenden Rang belegen sollte. Mit der aktuellen Platzierung wäre Frontzeck bestimmt hundertprozentig einverstanden. Nach 13 Spieltagen die Nummer 13, da käme der Aufsteiger sicher ins Ziel.

Schalker Ziel

Nein, Nürnberg, Aachen oder Leverkusen, die mal ganz oben standen, sie waren und sind nie Titelkandidaten. Aber alle anderen Vereine, die sich schon »Spitzenreiter« nennen durften, die können sich Hoffnungen machen.
Der FC Schalke 04, Werder Bremen, der VfB Stuttgart, Bayern München und Hertha BSC. Ein prominenter Fünferpack. Und wer packt es? Die Königsblauen, die zuletzt mit dem 4:2 in Cottbus als achter Verein in dieser Spielzeit alle anderen Konkurrenten hinter sich gelassen haben, sie erklärten ja schon vor dem ersten Anpfiff laut und mutig: Nur der Titel zählt. Das gilt selbstverständlich auch für Bayern und Bremen.
Aber warum soll in dieser bisher so verrückten Saison nicht Stuttgart oder Hertha der große Wurf gelingen? Wenn das Liga-Niveau auch zu wünschen übrig lässt, in jedem Fall bleibt es spannend. Und nicht so langweilig wie im Nachbarland Frankreich. Da führt Olympique Lyon schon mit zwölf Punkten Vorsprung die Tabelle an.
Klaus Lükewille

Artikel vom 25.11.2006