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Oh, du fröhliche? Es gibt ein paar Trainer in der ersten Liga, für die könnten die Weihnachtstage nicht besonders feierlich werden. Wenn nach der Winterpause im Januar 2007 der Ball wieder rollt, sind sie vielleicht nicht mehr dabei.

Die letzte Chance

24 Spiele. Nur ein Sieg. Die bisher nicht zu stoppende Talfahrt des Hamburger SV. Für die Norddeutschen, als einziger Verein seit dem Oberhaus-Anpfiff im August 1963 in jeder Minute mit am Ball, könnte im Mai 2007 die letzte Stunde schlagen. Abstiegsalarm, der tiefe Fall des HSV.
Wenn an diesem Samstag beim Vorrunden-Finale auf dem Aachener Tivoli nicht endlich wieder ein Dreier gebucht wird, dürfte der Trainer kaum noch zu halten sein. Die Rückreise aus der Grenzstadt in Richtung Hamburg, das Ende einer Dienstfahrt? Thomas Doll, der Kämpfer, wird es vielleicht sogar wie eine Erlösung empfinden. Immer wieder Rückschläge. Immer wieder Rote Karten. Immer wieder verletzte Spieler. Und anschließend immer wieder die alten Durchhalte-Parolen. Wie lange hält man das aus?
Irgendwann nicht mehr. Einmal ist Schluss. Doll, dieser so positive Typ, er ist inzwischen schwer gezeichnet. Frustriert, ja fast schon deprimiert, hockte er zuletzt auf der Bank. Seine Elf kann nicht mehr gewinnen, er hat dabei längst sein Lächeln verloren. Und dass Doll nach dem 0:0 gegen Nürnberg auch noch gegen eine Tür rannte und sich dabei eine Platzwunde holte, passt ins Bild. Der HSV torkelt durch die Liga.

Das letzte Spiel

So benommen schwanken die Dortmunder noch nicht über den Rasen, aber die Stimmung ist ebenfalls am Nullpunkt. »Wir haben die Schnauze voll«, brüllten die Fans beim Heimspiel gegen Wolfsburg. Die Rufe kamen aus der Südkurve, dem schwarz-gelben Atmosphären-Barometer.
Aus dieser Ecke darf Bert van Marwijk keine Unterstützung mehr erwarten. Am Sonntag steigt in Dortmund das Vorrundenfinale gegen Leverkusen. Die Abschiedspartie für den Trainer? Verein und Coach einigten sich bereits auf die vorzeitige Trennung zum Saisonende, aber vielleicht wird van Marwijk ja schon viel früher zum »fliegenden Holländer«.
Die Rückendeckung des Vorstandes hält sich längst in Grenzen, auch die Mannschaft hat beim Derby auf Schalke nicht bewiesen, dass sie dem Trainer in seiner schwierigen Situation helfen will. Und mit einem so demontierten Mann auf der Bank will Borussia Dortmund noch die 17 Spiele der Rückrunde durchstehen? Das kann nicht gut gehen.

Die neue Chance

Thomas Doll und Bert van Marwijk, zwei Fußball-Lehrer, die als Trainer a. D. traurig unter dem Tannenbaum sitzen könnten. Vier anderen Kollegen winken im neuen Jahr dagegen neue Verträge. Mirko Slomka (FC Schalke 04) und Armin Veh (VfB Stuttgart) galten lange Zeit nur als Übergangslösungen. Zuletzt zeigten sie, wie man eine Elf auf Erfolgskurs bringt. Verlängerungen der 2007 auslaufenden Kontrakte wurden von ihren Arbeitgebern schon in Aussicht gestellt - alle Achtung.
Auch Michael Skibbe darf auf eine Bescherung hoffen. Nach dem Leverkusener Einzug in das Uefa-Cup-Achtelfinale steht einer Weiterbeschäftigung kaum noch etwas im Wege. Die Wolfsburger rangieren zwar nur im unteren Mittelfeld der Tabelle, aber mit der Arbeit des Trainers sind die Vorstandsherren zufrieden. Auch wenn es beim VW-Club noch längst nicht läuft, Klaus Augenthaler soll über 2007 hinaus am Steuer bleiben.
Klaus Lükewille

Artikel vom 16.12.2006