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Ein Fußball-Lehrsatz, immer wieder gern zitiert. Es gibt keine zu alten oder zu jungen Spieler, es gibt nur gute oder schlechte Spieler. Gilt das auch für die Trainer? Die vier Routiniers auf den Bänken der ersten und zweiten Bundesliga: Wie sieht ihre Zwischenbilanz aus?

Meyer-Wahl

Dem Oldtimer der Ball-Branche darf gleich doppelt gratuliert werden. Hans Meyer feierte am 3. November seinen 64. Geburtstag. Und noch einen kräftigen Tusch obendrauf: Der Trainer betreut mit dem 1. FC Nürnberg die einzige deutsche Mannschaft im bezahlten Fußball, die in der laufenden Saison noch keine Niederlage hinnehmen musste.
Allerdings, so richtig gut ist das nun auch wieder nicht. Denn auf dem Club-Konto stehen neben zwei Siegen inzwischen schon sieben Unentschieden. Der Remis-Spezialist muss jetzt in der 10. Runde zur Berliner Hertha. Da ist die Serie in Gefahr, da droht im die erste Niederlage.
Meyer kennt das Olympia-Stadion. Hier gab er auch schon einmal die Kommandos, rettete die Berliner im Mai 2004 vor dem Absturz. Danach wurde er wieder das, was er schon vorher gewesen war: ein Fußball-Rentner. Doch als dann im November 2005 die Nürnberger anklopften, hatte er wieder die Wahl. Rosen oder Rasen? Meyer entschied sich für das »Grün« - und seitdem herrschen im Frankenland rosarote Zeiten.

Heynckes-Auftrag

Mit einem alten Ass von gestern in eine bessere Zukunft. So sieht auch der Personal-Plan in Mönchengladbach aus. Mit Jupp Heynckes, der in Borussias besten Zeiten immer nur Hauptrollen spielte. In den »goldenen Siebzigern« war zunächst der Torjäger, danach acht Jahre Trainer.
Ob es Heynckes auf der Bank wieder so lange aushält? Kaum zu glauben, denn erste Zweifel werden jetzt schon laut angemeldet. Dabei hat der Coach doppelt so oft gewonnen wie der Kollege Meyer. Aber rund um den Borussia-Park murren und meckern sie trotzdem.
Dass Mönchengladbach auswärts nichts holt, daran haben sich die Fans gewöhnt. Aber als es jetzt nach der peinlichen Pokal-Pleite in Osnabrück gegen Leverkusen auch die erste Packung auf eigenem Platz gab, war das Maß voll. Das Pfeifkonzert galt nicht nur den Spielern. Und vielleicht hat sich Heynckes danach in einer stillen Stunde schon gefragt: Warum musstest du dir mit deinen 61 Jahren diesen Bundesliga-Stress noch einmal antun?

Unterhaus-Hasen

Die alten Hasen im Unterhaus heißen Hanspeter Latour (59) und Volker Finke (58). Die wissen, wie es läuft. Aber ihr Auftrag ist dennoch äußerst schwierig. Sie sollen ihre Mannschaften wieder nach oben bringen. Schnellstens.
Da war der 1. FC Köln noch vor ein paar Monaten. Latour übernahm das Kellerkind in der Winterpause, konnte den Abstieg aber nicht mehr verhindern. Als Favorit starteten sie in Liga zwei, sind hier aber nicht ganz vorn dabei. Und wenn es am Rhein nicht bald steil aufwärts geht, führt der Weg von Latour abwärts. Zurück in Richtung Schweizer Heimat.
Kollege Finke beförderte die Freiburger drei Mal in die erste Klasse. Als erstklassig wird seine Arbeit im Breisgau aber nicht mehr eingeschätzt. Seit 1991 ist er dort der Mann, der immer wieder neue Mannschaften formte. Triumphe von gestern. Und heute? Ein schlechter Start genügte - und das Denkmal wankte bereits. Vielleicht hat hier ein anerkannter Trainer den richtigen Zeitpunkt zum Ausstieg schon verpasst.
Klaus Lükewille

Artikel vom 04.11.2006