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Bröker sicher:
»Paderborn
gewinnt 2:1«

Zwei Ex-Kölner im Gespräch

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Duelle mit einem Ex-Verein sind immer etwas Besonderes, vor allem, wenn das Stadion ausverkauft ist und es sich beim ehemaligen Klub um den Tabellenführer handelt. Im Sommer wechselten Andrew Sinkala (27) und Thomas Bröker (21) vom 1. FC Köln zum SC Paderborn 07. Vor dem heutigen Zweitliga-Hit (Anstoß: 18 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) stellten sich beide Fußball-Profis dieser Zeitung.

1. FC KölnBröker: Der Verein und die Stadt sind ein besonderes Pflaster. Das fängt bei den Fans an und hört bei den Medien auf. Wenn es nicht läuft, entsteht viel Unruhe, andererseits hast du selbst in der 2. Liga 45 000 Zuschauer. Beim ersten Training im Sommer waren 1500 Fans da. Die Anhänger sind sehr emotional und hauen entsprechend drauf, wenn die Mannschaft schlecht spielt. Aber ins Stadion kommen sie trotzdem. Es ist der Wahnsinn, wie sie zum Verein halten und gar nicht auszudenken, wenn der FC mal wieder im Europapokal spielen würde.
Sinkala: Egal, in welcher Liga: Das Interesse am Klub ist riesengroß. Das ist der FC Bayern der 2. Liga. Erfolge oder Misserfolge lösen extreme Reaktionen aus.

SC Paderborn 07Bröker: Ich habe mich bei Dynamo Dresden trotz des unglücklichen Abstiegs als Zweitliga-Spieler etabliert und möchte mich hier durchsetzen und weiter entwickeln. Für mich als junger Spieler ist das Ziel die 1. Liga. Ich denke, das gilt auch für den SCP.

Jos LuhukaySinkala: Er hat mich nach Paderborn geholt und als er zwei Tage vor Saisonstart zurückgetreten ist, war ich geschockt. Aber solche Sachen passieren im Fußball und in erster Linie bin ich zum SCP gekommen, weil wir eine gute Mannschaft haben.

Roland SeitzBröker: Im Pokal weiter, in der Meisterschaft ungeschlagen, da kann man nicht meckern. Er macht einen guten Eindruck auf mich, ist professionell, aber lässt uns auch gewisse Freiheiten.

Hanspeter LatourSinkala: Der Kölner Coach hat eine klare Linie. Als er kam, hatte ich das Pech, dass ich zum Afrika-Cup gereist bin. Als ich zurück kehrte, hatte ich keine Chance mehr und wollte nur noch weg, weil ich immer spielen möchte.

RassismusSinkala: Für mich ist das kein Thema. Wenn einer sagt, du bist schwarz, sage ich: Ich heiße nicht Schwarzer, ich heiße Andrew Sinkala und liebe es, schwarz zu sein.
Bröker: Der Osten gilt als ausländerfeindlich, aber in Dresden war das nicht so. Die Leute waren sehr fair, ob zu eigenen Spielern wie Dexter Langen und Michael Lerchl oder fremden.

KarnevalBröker: Das heißt, Köln ist im Ausnahmezustand. Ich war ein Mal bei der vereinseigenen Sitzung, das war überragend. Die Wirte reiben sich die Hände, machen in einer Woche ihren Jahresumsatz. Selbst wenn der FC an Karneval verliert, gefeiert wird trotzdem. Ich habe es allerdings schon erlebt, dass Spieler nach einer Niederlage nicht in eine Diskothek gelassen wurden.
Sinkala: Ich kannte den Karneval vorher nicht, aber wenn du ein Mal in Köln gefeiert hast, willst du immer wieder hin. Das ist einzigartig und nicht zu beschreiben. Karneval in Köln ist nicht nur Weiberfastnacht und Rosenmontag, das geht vom 11.11. bis Aschermittwoch.

GeißbockSinkala: Das ist Köln. Egal, wo du gehst, du hast das Gefühl, der Geißbock ist immer da.

DFB-PokalBröker: Das Spiel gegen Nürnberg ist ein schönes Zubrot. Ich hätte lieber einen anderen Gegner bekommen, weil ich vergangene Saison schon mit Dresden gegen den Club gespielt und verloren habe. In Dortmund oder Schalke vor 60 000 Zuschauern aufzulaufen, das wär's. Aber Nürnberg zuhause ist zumindest schlagbar.

Lukas PodolskiBröker: Ein Ausnahmetalent. Was er für eine Dynamik und Schusstechnik hat, ist unglaublich. Er hat seine Chance genutzt, eine gute WM gespielt und ich bin sicher, dass er es auch beim FC Bayern auf Dauer schaffen wird. Ich werde vom Bewegungsablauf manchmal mit ihm verglichen, aber das ist auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen uns.

TippBröker: 2:1 für uns. Wenn wir konsequentes Pressing spielen, die Kölner beschäftigen und die Zweikämpfe annehmen, werden wir als Sieger vom Platz gehen.
Sinkala: Ich tippe nicht. Ich weiß aus meiner Kölner Zeit, dass wir uns bei vermeintlich kleineren Mannschaften wie Aue oder Burghausen meist sehr schwer getan haben. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft zusammenarbeiten. Der Druck liegt beim FC.

Artikel vom 29.09.2006