26.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ehefrau schon zuvor
bedroht und verletzt

Tödliche Stiche: Täter erhielt im Juni Bewährungsstrafe

Bielefeld (uko/hu). Der Bielefelder Fahmi M. (49), der am Freitagnachmittag auf offener Straße seine Ehefrau erstochen hat (das WESTFALEN-BLATT berichtete), ist der Justiz kein Unbekannter. Am 28. Juni dieses Jahres war der aus Syrien stammende deutsche Staatsbürger vom Bielefelder Amtsgericht zu einer Bewährungsstrafe von sechs Monaten verurteilt worden - wegen Körperverletzung und Bedrohung seiner Ehefrau.

Zuvor hatte Fahmi M. bereits zwei Monate lang in Untersuchungshaft gesessen und soll sich während des Prozesses reuig gezeigt haben. Weil er bekräftigte, dass er seine Frau nicht mehr attackieren wolle, wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt.
Bei der Tatwaffe, mit der er am Freitag an der Herforder Straße seine von ihm getrennt lebende Frau Demir M. tötete, die in der Türkei geboren und aufgewachsen ist, handelt es sich um ein Klappmesser. Dies teilte gestern Staatsanwalt Christoph Mackel mit, der die Ermittlungen leitet. Die Obduktion der Leiche am Freitag hatte ergeben, dass sie von zwei Stichen getroffen worden war, einer davon direkt ins Herz, der tödlich war.
Das genaue Motiv für die Tat liege weiterhin im Dunkeln, bekräftigte Mackel gestern. Fahmi M. selbst machte zum Motiv vor dem Untersuchungsrichter des Amtsgerichts am Sonnabend keine Angaben zur Sache. Er erklärte lediglich, er nehme regelmäßig Beruhigungsmittel ein. Diese Medikamente habe er vor der Tat jedoch vergessen. Derzeit sitzt der 49-Jährige wegen des Vorwurfs des Totschlags in Untersuchungshaft in der Vollzugsanstalt Brackwede I.
Sowohl er als auch seine getötete Frau gehören der Religionsgemeinschaft der Jesiden an. Der Zeitpunkt ihrer Einreise in die Bundesrepublik Deutschland sei derzeit ebenso wenig bekannt wie die Zahl der gemeinsamen Kinder des Ehepaares, erklärte Staatsanwalt Mackel.
Eines der Kinder, ein neunjähriger Sohn, musste am Freitag um 16.30 Uhr ohnmächtig mit ansehen, wie der Vater nach einem Streit mit dem Klappmesser zweimal auf die Mutter einstach. Die Familie war mit der Stadtbahn der Linie 2 von Baumheide in die Innenstadt unterwegs, als die Situation eskalierte. Nach dem Aussteigen an der Haltestelle Ziegelstraße ging das Paar mit seinem Sohn auf das Gelände der nahen Autowaschanlage, wo die Bluttat vor entsetzten Passanten geschah.
Zeugen hatten sofort die Rettungskräfte alarmiert, doch der Notarzt konnte am Tatort nur noch den Tod von Demir M. feststellen.

Artikel vom 26.09.2006