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Bank händigt »falschen Fünfziger« aus

Nachgemachter Geldschein bringt Kundin Anzeige ein - beim Bezahlen aufgefallen

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). Eine böse Überraschung erlebte Christina Ecke, als sie bei dem Einkauf von der Kassiererin gebeten wurde, doch einen Moment zu warten. Kurz darauf stand bereits die Polizei im Geschäft, denn der 50 Euro-Schein, mit dem die Bielefelderin bezahlt hatte, war Falschgeld.

Das besonders Ärgerliche: Den Schein hatte sie von ihrer Bank bekommen. Die Anzeige, weil sie Falschgeld in Umlauf gebracht hat, erhielt jedoch die 25-Jährige.
Begonnen hatte die Geschichte für Christina Ecke am 14. September. »Weil meine EC-Karte defekt war, wollte ich bei der Norisbank am Jahnplatz, wo ich seit etwa einem Jahr mein Konto habe, Geld am Schalter abholen. Da ich meinem Ausweis nicht dabei hatte, ging das jedoch nicht«, erzählt die junge Frau. Also ließ sie die Kleidung, die sie sich eigentlich hatte kaufen wollen, einen Tag zurücklegen und ging am 15. September erneut zur Filiale des Kreditinstitutes am Jahnplatz. Dort erhielt sie von einer Mitarbeiterin 200 Euro ausgehändigt, darunter drei 50 Euro-Scheine.
Von der Bank aus, so Christina Ecke, ging sie direkt zu dem Modegeschäft, um die zurückgelegten Kleidungsstücke abzuholen. Beim Bezahlen fiel dann die »Blüte« auf. Mit den herbeigerufenen Polizeibeamten ging sie sofort zurück zur Norisbank, um die Herkunft der falschen Banknote zu klären. »Dort wurde mir jedoch gesagt, das Geld könne nicht von der Bank stammen.« Bei der Bielefelder Niederlassung der Landeszentralbank wurde der »50er« dann schließlich zweifelsfrei als Blüte identifiziert. Christina Ecke: »Als ich ihn mir dort näher angesehen habe, fiel mir auch auf, dass die Farbe und das Papier irgendwie merkwürdig waren.«
Obwohl die Bielefelderin derzeit bei der Polizei noch als Beschuldigte geführt wird, ist der Fall für Siegfried Wohlfahrt vom Betrugs-Kommissariat der Bielefelder Polizei eindeutig. »Für mich ist klar, dass das Falschgeld aus den Tageseinnahmen der Bank stammt. Dort wird es in die Kasse eingezahlt und dann später wieder herausgegeben worden sein, ohne dass die Mitarbeiter die Blüte erkannt haben«, so der Hauptkommissar. Derartige Fälle gebe es in Bielefeld einige Male im Jahr. Und meistens, so Wohlfahrt, würden die Banken den Schaden ersetzen.
Dagegen hält es Jürgen Ramspeck, Sprecher der Norisbank in Nürnberg, für »praktisch ausgeschlossen«, dass die gefälschte Banknote von dem Geldinstitut stammt. Diese sei so verblichen gewesen, dass sie der Kassiererin bei der Auszahlung aufgefallen wäre, sagte Ramspeck auf Nachfrage.
Insgesamt ist die Zahl der »Blüten«, die in Bielefeld bei der Polizei gemeldet werden, rückläufig. In diesem Jahr waren es bislang an die 100 Fälle, im gleichen Zeitraum 2005 wurden fast 300 Fälle registriert. Der Grund dafür, so Siegfried Wohlfahrt, seien vor allem Fahndungserfolge der Polizei im In- und Ausland.
Wer Zweifel an der Echtheit einer Banknote hat, die er zum Beispiel als Wechselgeld bekommt, sollte einen anderen Schein verlangen, empfiehlt der Hauptkommissar. Ansonsten gelte: Wer im Besitz des Falschgeldes ist, bleibt meist auf dem Schaden sitzen.

Artikel vom 27.09.2006