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Viele Fragen nach
dem glanzlosen Sieg

Wie stark ist das deutsche Tennis-Team wirklich?

Düsseldorf (dpa). Die deutsche Daviscup-Mannschaft hat sich in der Eliteliga des Welttennis gehalten, erstklassig ist sie deshalb noch lange nicht.
»Wir haben die Basis geschaffen«, sagte Bundestrainer Patrik Kühnen, dem die »pure Erleichterung« nach der bestandenen Relegation gegen Thailand ins Gesicht geschrieben war. Trotz des glanzlosen 4:1-Sieges wartet bis zum Start der Weltgruppe 2007 viel Arbeit auf den Teamchef, der sich mit dem Deutschen Tennis Bund (DTB) auch über eine Vertragsverlängerung einig werden muss.
Der Auftritt der deutschen Mannschaft gegen einen zweitklassigen Gegner ließ Zweifel aufkommen, ob endlich einmal mehr möglich sein wird als eine neuerliche Zitterpartie gegen den Abstieg. Führungsspieler Thomas Haas versagte aus unerklärlichen Gründen und konnte wegen Erschöpfung zu seinem zweiten Match nicht mehr antreten. Die andere Spitzenkraft Nicolas Kiefer fehlte wegen einer Handverletzung. Sein Fernbleiben sorgte aus anderen Gründen für Zündstoff.
Wenn am Donnerstag in Rom die Erstrundenspiele im Februar 2007 ausgelost werden, sind jedenfalls andere Kaliber im Topf als die hoffnungslos überforderten Thailänder. Als einer der ungesetzten Teilnehmer wird der ATP-Weltmeister 2005 einem der acht besten Vertreter der Tennis-Welt zugelost. Wie werden Alexander Waske und Florian Mayer dann zurechtkommen? Und was ist mit dem lahmenden Leitwolf? Dass sich Haas noch gut zwei Wochen nach den US Open »nicht 100 Prozent regeneriert hat«, gibt Rätsel auf. »Ich weiß auch nicht, woran es liegt«, erklärte er.
Offen ist auch, wie es mit Kiefer weitergeht. Er sagte lange im Voraus ab und nahm stattdessen eine geschäftliche Einladung nach Vietnam an. Verbundenheit mit dem Team offenbarte das nicht. Überdies ließ Kiefer durch seinen Manager mitteilen, dass er nicht erkältet sei. Er brüskierte damit Kapitän Kühnen, der genau das nach einem Gespräch mit dem 29-Jährigen als Grund für dessen Fehlen genannt hatte.
»Für mich war klar, dass meine einzige Aufgabe nur darin bestehen konnte, alles zu tun, damit das Team in Ruhe arbeiten kann«, erklärte Kiefer. »Deshalb, und nur deshalb« sei er nicht als Zuschauer nach Düsseldorf gekommen. »Ich weiß doch, wie die Gesetze funktionieren. Hätte ich im Rochusclub gesessen, wären immer wieder die Fragen gestellt worden: Kiwi wie geht's? Kiwi, würdest Du nicht gerne spielen? Kiwi, was sagst Du zu Deinen Kollegen? Nein, das wollte ich nicht.«

Artikel vom 26.09.2006