26.09.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Jürgen Prüfer: »Einsatzwille ist
auch eine Frage des Charakters«

Nach »Krisensitzung« bahnt sich beim TuS Dornberg Trainerwechsel an

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Beim Blick auf die Tabelle der Fußball-Landesliga kommt aus Bielefelder Sicht Freude auf. VfL Theesen (16 Pkt) und FC Türk Sport (14 Pkt) sind dem Spitzenreiter FC Bad Oeynhausen ganz dicht auf den Fersen. Und auch der TuS Jöllenbeck, im letzten Spieljahr lange als sicherer Abstiegskandidat gehandelt, hat als Rangsechster mit zehn Punkten sehr gut die Kurve gekriegt.

Das heimische Sorgenkind heißt TuS Dornberg. Der letztjährige Vizemeister, der ganz knapp den sofortigen Wiederaufstieg verpasste, muss höllisch achtgeben, dass er nicht in den Abstiegsstrudel gerät. Gerademal sechs Zähler aus sieben Begegnungen sind zu wenig für einen Kader, der fußballerisch durchaus über gute Qualitäten verfügt. Auf dem Mühlenbrink passt offensichtlich nicht zusammen, was zusammen gehört.
Absprachen und gegenseitige Unterstützung zwischen Trainer und Vorstand liegen im Argen. Spieler, die durch ihren Egoismus dem Teamgedanken schaden, werden zwar vom Coach aussortiert, aber für ihr eigensinniges Verhalten von der Vereinsführung nicht abgestraft. Fast scheint es so, als sei die Zusammenarbeit zwischen dem Fußballlehrer Jürgen Prüfer und dem starken TuS-Manager Hans-Werner Freese ein Missverständnis auf Gegenseitigkeit.
Sonntag Abend saß die Dornberger Führungsriege lange zusammen und beriet die brenzlige Situation. Trainer Prüfer war nicht eingeladen. Wie so oft sei er nicht im Thema, erklärt der Coach, wunderte sich aber nicht, dass die »Krisensitzung« ohne ihn abgehalten wurde. Manager Hans-Werner Freese will indes keine Internas verraten. Dennoch gibt er viel-sagend zu: »Es ist doch klar, dass sich etwas anbahnt. Wenn es soweit ist, werden wir die Medien benachrichtigen.«
Nach der jüngsten 1:4-Pleite beim FC Stukenbrock lodert das Feuer immer stärker unterm Dornberger Dach. Die bisherigen 20 Gegentore bestätigen Prüfers These: »Wir machen einfach zu viele individuelle Abwehrfehler.« Das beste Beispiel führte in Stukenbrock zum 0:2. Alexander Wiens lief mit dem Ball am Fuß in Richtung eigenes Tor. Dabei verstolperte er das Leder und Attila Özel bedankte sich mit der Vorentscheidung.
Die zweithöchste Saisonniederlage führt Prüfer auf die fehlende Laufbereitschaft einiger Akteure zurück. Dass die TuS-Spieler angeblich den gut ausgebildeten Fußballlehrer in der Teambesprechung nicht verstehen, verweist er in den Bereich der Fabel. »Ich erzähle doch kein hochtrabendes Zeug. Außerdem kann man Laufbereitschaft und Einsatzfreude gar nicht anders definieren.« Für Jürgen Prüfer steht eindeutig fest: »Einsatzwille ist auch eine Charakterfrage.«
Die Zwillinge Adis und Alis Hacic befinden sich momentan in der bosnischen Heimat bei ihrer erkrankten Mutter. Maik Götting (Abendschule) fehlt ebenso beim Training wie Ivan Kandic, der oft abends arbeiten muss. Das Fehlen der Leistungsträger führt der Dornberger Trainer aber keineswegs für die gegenwärtige Misere an. »Auch die anderen Leute haben Qualität, zeigen es aber zu selten.«
Ob Prüfer am kommenden Freitag beim brisanten Ortsderby gegen TuS Jöllenbeck noch auf der Dornberger Trainerbank sitzt, steht derzeit in den Sternen. Freiwillig räumt der Coach seinen Platz jedenfalls nicht, obwohl andere Vereine bereits ihre Fühler nach ihm ausgestreckt haben. Ernsthafte Kontakte will er weder dementieren noch bestätigen. Allerdings räumt er ein: »Es tut gut, wenn man anderswo noch eine gewisse Wertschätzung erfährt.« Das Handtuch zwischen ihm und der Dornberger Abteilungsführung ist bis zum Äußeren angespannt. Wann es endgültig reißt, scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Hans-Werner Freese sucht nach einer »Notbremse«.

Artikel vom 26.09.2006