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Jean-Marcel Nartz: »So
fanden wir Axels Gegner«

Suche begann im April während der Schulz-Hochzeit

Von Oliver Kreth
Hamburg/Halle (WB). Bis zum Kampf im Gerry-Weber-Stadion sind es noch zwei Monate. Die Suche nach einem Gegner für das Comeback von Axel Schulz am 25. November begann schon im April - während der Hochzeitsfeierlichkeiten des Boxers.

Im April studierten der 37-Jährige und sein Freund und »Matchmaker« Jean-Marcel Nartz - seit 1978 fungiert er als Technischer Leiter bei Faustkampfveranstaltungen, erst bei Wilfried Sauerland, jetzt bei Klaus-Peter Kohl - die ersten Videos. Nartz: »Axel hatte sich früh festgelegt. Er wollte einen unter den Top 100. Wir hatten fünf Leute im Visier. Doch dann wurde das Ranking umstrukturiert. So stürzte einer unserer Kandidaten, Tony Thompson, von Rang 76 auf 140.« Da kamen auch dem Erfahrenen Zweifel an der Liste, denn »wie kann es sein, dass ein Evander Holyfield nach zwei Jahren Boxpause nach nur einem Kampf gegen die Nummer 326 auf einmal wieder 81. ist?«
Eine weitere gewaltige Hürde, gerade in der Zusammenarbeit mit US-Boxern, sind die Promoter und Manager - nicht nur im Fall Don King. Doch für Brian Minto sprach nicht in erster Linie, dass er ab September »frei« (ohne Promoter) war. Auch da traf Axel die Entscheidung. Das Video des Kampfes Minto gegen Vincent Maddalone vom 1. Oktober 2005 sollte im August eigentlich eine Entscheidung pro Maddalone erleichtern. Doch »Schulle« überraschte seinen Freund. »Ich will den Minto«, sagte der Mann, der noch immer den TV-Rekord im deutschen Boxen hält (WM-Kampf gegen Francois Botha 1995 in Stuttgart).
Vorteil für das deutsche Duo: Nartz kennt Mintos Manager Pat Nelson in seiner Funktion als Universum-»Matchmaker« bestens. »Pat ist oft in Hamburg. Und bei einem unserer Events haben wir uns an einen Tisch gesetzt und wurden uns schnell einig.«
Aber es gibt noch eine Absicherung in den Planungen. Schließlich kann bei den Schwergewichten auch im Training viel schief gehen. Nartz: »Immerhin sparrt Minto mit Calvin Brock, der sich auf den Kampf gegen Wladimir Klitschko am 11. November in New York vorbereitet.«
Für den Kämpfer in der Hinterhand wäre im Notfall Johnny Bos verantwortlich, Nartz' Mann in den USA. Die »Matchmaker«-Legende ist sogar noch ein Jahr länger im Box-Dienst als der Deutsche.
Unbedingt aufräumen will Nartz mit einem anderen Vorurteil: »Also das mit den Absprachen, wie man das in den 50er Jahren in den Schwarz-Weiß-Filmen wie ÝSchmutziger LorbeerÜ noch gesehen hat, das ist eine Fantasie. Das gibt es nicht.« Gerade ihm ist ganz klar, »dass Boxen ein Geschäft ist, und man versucht natürlich, das Beste für seinen Schützling rauszuholen. Aber so viele Millionen kann man gar nicht hinlegen. Wenn einer Weltmeister ist, dann gibt er nicht freiwillig seinen Titel her. Soviel Geld kann er ja gar nicht bekommen. Und das bringt es ja auch gar nicht. Schon im nächsten Kampf kann man im Bruchteil einer Sekunde K.o. sein.«
Auch Minto, der vermutlich erst am 18. oder 19. November über den großen Teich kommt, wird den Kampf nicht herschenken. Denn für ihn ist es wichtig, seine fast makellose Kampfbilanz zu erhalten. Das wissen auch Jean-Marcel Nartz und sein Boxer Axel Schulz.
Der war gestern zu Gast bei Reinhold Beckmann: In der aufgezeichneten Talkrunde waren die weiteren Gesprächspartner Henry Maske und Universum-Trainer Fritz Sdunek, der den beiden Ringrückkehrern im Vorfeld von einem Comeback dringend abgeraten hatte. Beckmann-Pressesprecher Frank Schulze: »Gesendet wird der Beitrag am 2. Oktober um 22.45 Uhr in der ARD.«

Artikel vom 26.09.2006