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»Ich fühle mich hier
liebevoll empfangen«

Bundeskanzlerin mag Choräle der Posaunenmission


Von Burgit Hörttrich (Text),
Stefan Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Eine Bundeskanzlerin ist mächtig. Das dachte sich auch ein Bethel-Bewohner, der Pastor Friedrich Schophaus, Leiter der von Bodelschwinghschen Anstalten, abpasste und ihm einen Brief »für die Frau Merkel« in die Hand drückte. Pastor Schophaus übergab den Brief wie gewünscht - vor allem auch, wie er sagte, »als Zeichen dafür, wie sehr sich die Menschen Gedanken über Ihren Besuch gemacht, wie sehr sie sich darauf gefreut haben«. Denn der briefliche Wunsch dürfte wohl unerfüllt bleiben: Angela Merkel nämlich soll dafür sorgen, dass der Wechsel von Sommer- auf Winterzeit und umgekehrt abgeschafft wird.
Zwei Stunden dauerte der Besuch der Bundeskanzlerin gestern in den von Bodelschwinghschen Anstalten und Angela Merkel betonte mehrfach, dass sie sich »herzlich und liebevoll aufgenommen« fühle. Berührungsängste kannte sie nicht, sie schüttelte Hände, tätschelte Rücken, ließ sich mit der Feuerwehr fotografieren.
Schophaus hatte das Manuskript der Rede, die er in »Kidron« halten wollte, im Dankort liegen lassen, hatte aber alles präsent. So trug er der Kanzlerin an, »wenn es im Kabinett mal wieder hoch her geht«, ihre Minister zu fragen: »Was gibt es Schönes in Deutschland?« Und vielleicht werde dann einer oder eine antworten: »Bethel, weil dort so viele unterschiedliche Menschen zusammen leben.« Sie aber versicherte Schophaus: »Bei uns im Kabinett geht es harmonisch zu - meistens.« Auf das Thema Gesundheitsreform ließ sich die Bundeskanzlerin nur allgemein ein, versprach aber, sich auch für die einzusetzen, »die keine Lobby haben«.
Zur offiziellen Eröffnung der Kinder-Epilepsieklinik »Kidron« musste sie auf einen Knopf drücken, um Brunnenwasser fließen zu lassen. Während Pastor Schophaus zugab, den Knopf bei einem Vorabbesuch nicht gefunden zu haben, gab sich die Kanzlerin angesichts des großen Gedränges um den Brunnen schlagfertig: »Der Knopf ist nicht zu übersehen, aber wo ist der dazu gehörige Brunnen?« Als das Wasser sprudelte, spielte die Posaunenmission unter Leitung von Joachim von Haebler: »Am Brunnen vor dem Tore« und dann noch »Muss i' denn zum Städele hinaus«. Zur Begrüßung des Gastes aus Berlin erklang ein Choral. Von Haebeler: »Frau Merkel liebt Choral-Musik.«
Die Bundeskanzlerin: »Ich werde Bethel in guter Erinnerung behalten.«

Artikel vom 26.09.2006