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Das Brauchtum und die
Kulturpflege bewahren

Junge Pfarrerin hält plattdeutschen Gottesdienst

Von Jürgen Rahe (Text und Foto)
Theesen (WB). »Wir möchten die plattdeutsche Sprache erhalten und sie der nachfolgenden Generation näher bringen.« Das betont Bielefelds Stadtheimatpfleger Hans Klöne (66) und weist auf den plattdeutschen Gottesdienst hin, der am Sonntag, 1. Oktober, um 15 Uhr in der evangelischen Auferstehungskirche in Theesen stattfindet.

Ganz besonders freut sich Klöne in diesem Zusammenhang, dass es gelungen ist, mit Pfarrerin Erika Engelbrecht von der evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh eine junge Theologin am 1. Oktober in der Auferstehungskirche begrüßen zu können. Erika Engelbrecht wird den Gottesdienst in Plattdeutsch halten. Das Thema heißt: »Oiner drägt det annern Last.«
Hans Klöne: »Wie ich erfahren habe, hat Frau Engelbrecht, die in Exter geboren ist, die plattdeutsche Sprache von ihrer Großmutter gelernt. Ich finde es wichtig, wenn gerade ein jüngerer Mensch diese schöne Sprache beherrscht und sie der jungen Generation näher bringt.« Für Klöne ist es im engeren Sinne übrigens die Pflege der niederdeutschen Sprache.
Im Anschluss an den Gottesdienst wird im benachbarten Theesener Gemeindehaus ein Kaffeetrinken durchgeführt. Auf Gottesdienst und das Treffen im Gemeindehaus freut sich auch Theesens Gemeindepfarrer Hagen Schillig (38). Schillig: »Ich kann zwar kein Plattdeutsch, glaube aber, dass die Sprache Gottes allgemein verständlich ist.« Nach den Worten des evangelischen Theologen finden rund 200 Besucher in der Auferstehungskirche Platz.
Die gesamte Veranstaltung ist für Besucher kostenlos. Geldspenden sind allerdings willkommen. Damit soll ein Hilfsprojekt in Indien unterstützt werden.
Der plattdeutsche Gottesdienst wird in Bielefeld traditionell am Erntedanktag durchgeführt. Veranstalter sind die Bielefelder Heimatvereine, der Historische Verein Bielefeld und der plattdeutsche Arbeitskreis Jöllenbeck.
In der Vergangenheit fanden diese Veranstaltungen zumeist auf Bauerndeelen statt. Aber im Laufe der Zeit nahmen die Deelen andere Funktionen an, so dass nach alternativen Versammlungsstätten Ausschau gehalten werden musste. Die Lösung, Kirchen und Gemeindehäuser einzubeziehen, hat sich nach den Worten Klönes voll bewährt. Der in Jöllenbeck beheimatete Stadtheimatpfleger betont: »Schmuck und Bestuhlung sind dort in aller Regel ständig vorhanden, und die Räume sind wetterunabhängig.« Zudem würden Gotteshäuser ohnehin sehr viel Wärme vermitteln. »Daher sind wir dankbar, hier einkehren zu dürfen.«
Die letzten plattdeutschen Gottesdienste fanden in den evangelischen Kirchengemeinden Dornberg, Ubbedissen, Hoberge-Uerentrup und Brake statt.

Artikel vom 26.09.2006