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Frau vor der
Kirche von
Ast erschlagen

Pfarrer und Organistin verletzt

Von Frank Spiegel
Nieheim (WB). Trauer und Bestürzung in der evangelischen Kirchengemeinde in Nieheim (Kreis Höxter): Nach dem Gottesdienst gestern Morgen brach ein nach Schätzungen der Polizei etwa 1,2 Tonnen schwerer Ast aus einer 25 Meter hohen Buche neben der Kreuzkirche und verletzte die 74-jährige Christel G. schwer. Sie starb am Nachmittag in einer Bielefelder Spezialklinik.
Pfarrer Martin Spindler wurde leicht verletzt.

Ihr Ehemann (76), eine 64-jährige Organistin aus Nieheim sowie Pfarrer Martin Spindler (49) wurden ebenfalls verletzt. Der Ehemann erlitt eine Armprellung, die Organistin eine Kopfverletzung -Êbeide wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Pfarrer Martin Spindler kam mit einer Schürfwunde am Kopf davon.
»Der Ast fiel wie aus heiterem Himmel, es war kein Wind, gar nichts«, erinnert sich Jörg Friebe, der während des Unglücks ebenfalls vor der Kirche stand. Er kann sich nicht erklären, warum der Ast abbrach. »Dem Baum war absolut nichts anzusehen«, meint er ebenso wie diejenigen, die gestern von der Tragödie gehört haben und zum Kirchplatz kamen.
Augenzeugen berichten von einem Knacken, gefolgt von einem Rauschen, dann sei der Ast herabgestürzt. Menschen seien zur Seite gesprungen, hätten »Vorsicht!« gerufen.
Die Nieheimer sind schockiert angesichts des tragischen Todes von Christel G.: »Sie war eine herzensgute Frau, hatte immer ein liebes Wort für jeden.« Die 74-Jährige betrieb eine Wäscherei im Ort, war bekannt und beliebt. Eine Nieheimerin: »Wenn man dort hinkam, hatte sie immer auch Zeit für ein privates Gespräch, fragte nach dem Wohlbefinden, erkundigte sich nach der Familie.« Besonders engagiert war Christel G. in der evangelischen Kirchengemeinde. Unter anderem hat sie regelmäßig Hauskreise veranstaltet, engagierte sich viele Jahre im Presbyterium der Gemeinde, zu der evangelische Christen aus 28 Orten der Städte Nieheim und Marienmünster gehören.
Pfarrer Martin Spindler ist erschüttert über dem Ausgang des Abendmahlgottesdienstes. »Er war sehr gut besucht«, berichtet er. Zum Glück seien die meisten Besucher schon auf dem Heimweg gewesen. »Wenn das zehn Minuten früher passiert wäre, hätten sicher noch mehrere ältere Menschen auf dem Kirchplatz gestanden, die nicht zur Seite hätte springen können«, sagt der Pfarrer. Mit dem Schrecken davon kam auch ein Paar, das bald heiraten wolle: »Die Brautleute standen genau dort, wo der Ast auf den Boden stürzte. Unmittelbar davor gingen sie mit der Küsterin noch einmal in die Kirche, um etwas für die Hochzeit zu besprechen.«
Mit Blick auf das tragische Unglück erinnert sich Pfarrer Spindler an den Text des Schlussliedes des Abendmahlgottesdienstes: »Herr gib uns Teil an deinem Leben, dass nichts von Dir uns scheiden kann. Mach uns zu deinem Lob bereit, heut, morgen, und in Ewigkeit.«

Artikel vom 25.09.2006