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Porsche-Chef kritisiert
Arbeitsplatz-Abbau

Wendelin Wiedeking: Gewinn ist nicht alles

Stuttgart (dpa). Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat die Glaubwürdigkeit der Unternehmenspolitik in Deutschland in Frage gestellt.
Wendelin Wiedeking: VW-Werk auslasten.

»Es ist nicht nachzuvollziehen, wenn Konzerne Rekordgewinne melden und zugleich ankündigen, dass sie Tausende von Arbeitsplätzen streichen«, sagt er dem »Spiegel«. »Ein möglichst hoher Gewinn kann doch nicht das einzige Ziel eines Unternehmens sein.« Es müsse »uns doch zu denken geben, wenn Menschen vielen Wirtschaftsführern und Politikern keinerlei Glaubwürdigkeit mehr zubilligen«, sagte Wiedeking.
Wiedeking forderte die Politik auf, den nach seiner Ansicht unfairen Standortwettbewerb innerhalb Europas zu unterbinden, der zur Verlagerung von Arbeitsplätzen führt. Manche Länder könnten sich Niedrigsteuern leisten, weil sie von der EU und damit vom Nettozahler Deutschland Geld überwiesen bekämen. »So finanzieren wir den Abbau unserer eigenen Arbeitsplätze mit«, sagte er.
Der Porsche-Chef, der zugleich Mitglied im Aufsichtsrat des VW- Konzerns ist, äußerte sich erstmals zu den Sanierungsplänen der Wolfsburger. VW-Markenchef Wolfgang Bernhard hatte damit gedroht, dass der nächste Golf nicht mehr in Wolfsburg gebaut werden könnte, wenn die Arbeitskosten nicht sinken. Wiedeking meinte dazu: »Für mich steht fest, dass es eine Vollbeschäftigung in Wolfsburg geben muss. Das Stammwerk, mit dem das Unternehmen einmal gegründet wurde, muss ausgelastet sein.« Die Auto 5000 GmbH, die den Touran baut, zeige, dass man hierzulande profitabel produzieren könne.
Der Einstieg bei VW vor einem Jahr hat sich aus Sicht von Porsche rentiert. Ein Blick auf die Kursentwicklung zeige, dass das Engagement richtig gewesen sei, sagte ein Porsche-Sprecher. Das Aktienpaket sei eine Milliarde Euro mehr wert als zuvor.

Artikel vom 25.09.2006