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»Wie ein Hühnerhaufen«

Trainer von Heesen kritisiert die Nachlässigkeit seines Teams

Von Hans Peter Tipp
Bochum (WB). Kellerplatz statt oberer Tabellenhälfte: Der DSC Arminia Bielefeld hat gestern mit der unnötigen 1:2 (1:0)-Niederlage beim VfL Bochum eine Riesenmöglichkeit ausgelassen, sich in der Fußball-Bundesliga weit nach vorn zu schieben. Nach dem Führungstreffer von Petr Gabriel (11.) drehten die bis dahin völlig verunsicherten Gastgeber mit Treffern von Fabio Junior (57.) und Ivo Ilicevic (73.) das Spiel.

20 318 Zuschauer sahen eine Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Halbzeiten. Durchgang eins ging eindeutig an die Bielefelder. Nach der Pause aber verloren die Ostwestfalen völlig den Faden. »Da haben wir 20 Minuten lang wie ein Hühnerhaufen gespielt, und Bochum hat das ausgenutzt«, bilanzierte ein angefressener DSC-Trainer Thomas von Heesen mit großem Befremden: »Wenn ich sehe, welche Möglichkeit wir ausgelassen haben, in der Tabelle einen Riesenschritt zu machen, dann ärgere ich mich zu Tode.«
45 Minuten lang durfte er sich allerdings über den Auftritt seiner auf zwei Positionen - Petr Gabriel für Marcio Borges und Bernd Korzynietz für Markus Bollmann - veränderten Formation freuen. Zwar hatten die Gastgeber die ersten beiden Möglichkeiten, die Fabio Junior (2.) und Marcel Maltritz (7.) ausließen. Doch ansonsten dominierte eindeutig die Arminia, die schon lange nicht mehr so überlegen agierte wie gestern.
Bereits in der vierten Minute hätte Petr Gabriel die Führung erzielen können. Nach einer Hereingabe des erneut sehr agilen Jörg Böhme kam der DSC-Verteidiger am Fünfmeterraum nahezu unbedrängt mit dem Fuß an den Ball. Aber noch konnte Peter Skov-Jensen im Bochumer Kasten einen Rückstand verhindern.
Sieben Minuten später aber vollendete der Abwehr-Rückkehrer, der eine Halbzeit ein ganz starkes Spiel zeigte, per Kopf zum 1:0. Arminia spielte sich nun gegen schwache Bochumer phasenweise in einen Rausch.
Schon nach 20 Minuten gab es die ersten Unmutsäußerungen gegen die Heimmannschaft, die trotz eines Lattentreffers von Bönig (41.) beim Seitenwechsel mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet wurden. Arminia hatte bis dahin höchst kompetent aufgespielt, lediglich die mangelhafte Zielstrebigkeit war zu kritisieren. Die Distanzversuche von Marx, Wichniarek oder Kamper waren zu ungefährlich. Und im Strafraum standen Kauf (37.) Torwart Skov-Jensen und Wichniarek (40.) die Oberkante der Latte im Wege. »Wir hätten zur Pause 4:1 führen können«, meinte von Heesen. Dass Arminia zu nachlässig war, sollte sich rächen.
Bochum kam wie verwandelt aus der Kabine - Bielefeld auch. Nichts war mehr zu sehen vom souveränen Auftritt der Gäste, die nun von Minute zu Minute auseinander brachen. Und es häuften sich die Fehler. Beim 1:1 (57.) profitierte Fabio Junior davon, dass Petr Gabriel das Abseits auflöste und Markus Schuler in der Mitte wegrutschte. Der Bochumer Siegtreffer von Ilicevic (73.) resultierte aus einem Bielefelder Freistoß in der VfL-Hälfte. Währen die DSC-Abwehrspieler noch zurückeilten, zappelte der Ball bereits im Netz. Anschließend spielte nur noch Bochum - und zwar Bielefeld an die Wand. »Wir hätten heute sogar noch etwas für die Tordifferenz tun können«, sagte der Schweizer VfL-Trainer Marcel Koller, dem die Erleichterung über den ersten Heimsieg nach - saisonübergreifend - vier Niederlagen im eigenen Stadion deutlich anzumerken war.

Artikel vom 25.09.2006