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Wenn die Wärme aus dem
Inneren der Erde kommt

Unerschöpflicher Bodenschatz als neue Energiequelle im Haus

Nie mehr Heizöl oder Erdgas beziehen zu müssen, kommt der Idealvorstellung vieler Hausbewohner bestimmt sehr nahe. Und tatsächlich liegt eine alternative Energiequelle oft nur ein paar Meter von der eigenen Tür entfernt - als Bodenschatz unter der Rasenfläche des Hausgartens: Erdwärme.

Mit der Nutzung von Erdwärme kann sich heute schon so mancher Hausbesitzer von traditionellen Brennstoffen abkoppeln. Mit dieser noch gewöhnungsbedürftigen Energiequelle sollte man sich deshalb einmal intensiver befassen. Vor allem diejenigen, die den Wärmeschutz ihres Hauses bereits auf den neuesten Stand gebracht haben. Denn erst bei einer dichten Haushülle kann die Wärme aus dem Boden wirtschaftlich zur Hausheizung eingesetzt werden.
Erdwärme oder Geothermie ist die im Erdinneren gespeicherte Wärmeenergie. Sie ist, nach menschlichem Ermessen, unerschöpflich und kann unabhängig von Klima sowie Jahres- und Tageszeit fast überall und jederzeit angezapft werden.
Mit den heute zur Verfügung stehenden Techniken lässt sich Erdwärme sowohl oberflächennah bis zu einer Tiefe von zehn bis unter hundert Meter als auch in großen Tiefenbereichen bis zu 5000 Meter und mehr nutzen. Für die Raumwärme sind aber eher die Temperaturen in den oberen Erdschichten wirtschaftlich nutzbar.
Um die oberflächennahe Erdwärme zu erschließen, sind Erdwärmesonden und - seltener - Erdwärmekollektoren gebräuchlich. In beiden Fällen dient Wasser als Trägerflüssigkeit. Es durchströmt Sonden und Kollektoren und nimmt dabei die Wärme aus der Erde auf. Von etwa zehn Metern Tiefe an herrscht jahreszeitlich unabhängig eine konstante Temperatur. In den Breitengraden Mitteleuropas liegt sie bei durchschnittlich zehn Grad Celsius. Je 30 Meter Tiefe nimmt die Temperatur um etwa ein Grad Celsius zu.
Beide Verfahren arbeiten mit der Erdwärmepumpe. Das Gerät funktioniert im Prinzip wie ein Kühlschrank, nur mit umgekehrtem Effekt. Dabei spielt die Pumpe selbst die Hauptrolle. Sie verbraucht zwar auch Strom, erzeugt aber durch die Verdichtung mindestens dreimal mehr Energie, als sie selbst benötigt. So steigt die Temperatur beispielsweise von sieben auf rund 23 Grad Celsius. Ein Niveau, mit dem eine Fußbodenheizung ausreichend für Raumwärme sorgen kann. Manche Energieversorger bieten einen vergünstigten Wärmepumpentarif an.
Erdwärmesonden werden bei Bohrungen in Tiefen meist unterhalb von 100 Metern und Bohrdurchmessern bis 220 Millimeter eingesetzt. Bei Erdwärmekollektoren werden die Rohre, die die Wärme übertragen, maximal zwei Meter tief horizontal in der Erde verlegt. Sie funktionieren nach demselben Prinzip wie Erdwärmesonden. Wegen ihres großen Flächenbedarfs, der bis zur zweifachen Größe der zu beheizenden Fläche reicht, werden sie jedoch seltener eingesetzt.
Die Gesamtinvestitionen für eine Erdwärmeanlage verteilen sich auf Bohrung, Sonden und Wärmepumpe. Für eine Wohnfläche von 200 Quadratmetern betragen sie durchschnittlich 25 000 Euro. Heizkreis und Heizflächen, weitere bauliche Maßnahmen sowie Planung und Genehmigungsgebühren sind darin noch nicht enthalten, weil sie individuell stark voneinander abweichen können. Der höhere Anschaffungspreis gegenüber einer Öl- oder Gasheizung relativiert sich durch extrem niedrige Betriebs- und Heizkosten. Ein Vier-Personen-Haushalt in einem Wohngebäude mit 200 Quadratmetern Wohnfläche kann mit Betriebs- und Heizkosten von 300 Euro pro Jahr rechnen.
Wichtig: Erdwärmepumpen sind nach dem Wasserhaushaltsgesetz erlaubnispflichtig. Werden die »Anforderungen des Gewässerschutzes an Erdwärmepumpen« erfüllt, genügt in günstigen Gebieten bei »kleinen« Erdwärmepumpenanlagen ein vereinfachtes Verfahren. Normalerweise kümmert sich die beauftragte Baufirma darum.

Artikel vom 30.09.2006