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Kommentare
Brüderles Rückzieher

Nur aufgeschoben


Dieser Versuch des FDP-Vizechefs Rainer Brüderle, sich offen bei den Sozialdemokraten anzubiedern, war denn doch wohl zu plump und kam zu früh. Nachdem seine Koalitionsofferte am Wochenende für Wirbel gesorgt hat, die SPD-Führung sich jedoch noch einmal ausdrücklich zur Fortsetzung der Großen Koalition bekannte, musste Brüderle gestern einen Rückzieher machen. Wohl auch, weil FDP-Chef Guido Westerwelle ihn zurückgepfiffen hat.
Zwar strotzt die FDP dank glänzender Umfrageergebnisse vor Selbstvertrauen, doch die Liberalen sind gut beraten, sich angesichts der Koalitionskrise jetzt nicht allzu forsch auf die Seite der Sozialdemokraten zu schlagen. Es ist nicht einmal ein Jahr her, da glaubte die FDP, ihre Politik nur an der Seite der Union verwirklichen zu können. Der ohnehin mit der Politik und den Politikern unzufriedene Wähler merkt sich schon, wenn jemand bereit ist, bei der erstbesten Gelegenheit die Seiten zu wechseln.
Da ist die Taktik Westerwelles schon der schlauere Weg, wenn er stattdessen öffentlich auf Neuwahlen setzt. Im Stillen aber liebäugelt auch er mit der SPD. Das für morgen geplante Treffen ist zwar abgesagt, doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Dirk Schröder

Artikel vom 26.09.2006