IHK-Jurist beschriftet es - Michael Glos trägt sich zum Unternehmertag ein
Von Michael Diekmann und Carsten Borgmeier (Foto) Bielefeld (WB). Für die illustre Gästeschar gibt es in dem schmucken Buch mit rotem Ledereinband in jedem Fall eine Seite. Franz-Josef Nolte (57) schreibt auf jeder Seite. Der IHK-Referent für Firmenrecht ist nebenbei gewissermaßen Herr des Gästebuches, er ebnet mit seinen kalligraphischen Vorarbeiten den Weg für die Einträge der Gäste.
Wenn Ministerpräsidenten, Botschafter und Politiker im Blitzlichtgewitter unterschreiben, ist Nolte zumeist längst zu Hause oder wieder in seinem sonnigen Büro in der vierten Etage des IHK-Gebäudes an der Elsa-Brändström-Straße. Auf seinem Schreibtisch türmen sich Aktenberge - schließlich kümmert sich der studierte Jurist schwerpunktmäßig um das Sachverständigenwesen, um Firmenrecht und um die Abgrenzung zum Handwerk. Gleich neben den Akten aber liegt ein Kalligraphie-Set mit Federhaltern und verschiedenen Tinten sowie schwarzer Tusche. Noltes jüngstes Werk: die Seite für NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers. Der kam zum Präsidentenwechsel in dieser Woche und unterschrieb »fast unlesbar« mit den »besten Wünsche für die Wirtschaft in OWL«. Die beiden ersten Einträge im Gästebuch haben einen großen Bielefelder Bezug. Damals, 1995, unter Präsident Fritz-Wilhelm Pahl und Hauptgeschäftsführer Karl-Peter Abt, hatte sich die Kammer entschlossen, diese nette Form der Erinnerung anzulegen und fortan zu pflegen. Und bei der Frage, wer denn eine schöne Schrift hätte, erinnerten sie sich an Franz-Josef Nolte, wie der augenzwinkernd erzählt. Schließlich ist der Jurist ein von Hause aus kreativer Kopf: Klassische Musikausbildung, aktive Tätigkeit als Bass im Wertheraner Chor, Malerei in Öl und Acryl. »Eigentlich beschrifte und gestalte ich alles von B wie Blumentopf bis zu K wie dem heimischen Klodeckel«, erzählt Nolte amüsiert. Und mittendrin eben auch G wie Gästebuch. Also griff er zu Tusche und Feder und sorgte dafür, dass sich am 17. November Dr. Michael Vesper eintragen konnte. Der war damals NRW-Bauminister, kam direkt aus der Nachbarschaft. Der inzwischen verstorbene Johannes Rau unterschrieb gleich zweimal. Am 27. November 1996 kam er als Ministerpräsident von NRW, zum Kammerjubiläum im Oktober 1999 als Bundespräsident. Dabei erfüllt das Gästebuch, dem Nolte bis heute (ohne sich zu verschreiben) seinen Stempel aufgedrückt hat, eigentlich genau den gedachten Zweck: Es reizt zum Blättern und Stöbern und zeigt die Vielfalt der Gästeschar von weitgereisten Botschaftern bis zu Regierungspräsidenten gleich aus der Nachbarschaft. Peer Steinbrück und Lothar Späth waren da, auch nahezu alle Wirtschafts- und Finanzminister. Friedrich Merz, 1997 noch einfacher Abgeordneter, gönnte sich unter Noltes Einleitung einen »echten Tucholski«: »Es brennen der Völker Freudenfeuer; des Lebens Sinn, das ist die Steuer«. Gut elf Jahre widmet sich Franz-Josef Nolte jetzt den Gästebüchern: Weil es mit dem Kammerbuch so toll läuft, legten irgendwann auch die in der IHK verwurzelten Wirtschaftsjunioren ihr Exemplar dazu und baten um kalligraphische Unterstützung. Und zum Unternehmertag in derStadthalle kommt heute das dritte Gästebuch zum Einsatz. Das ist dem Unternehmertag vorbehalten, wird jeweils um ein Foto mit Gast ergänzt und bekommt heute die Unterschrift von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos . . .
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