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Merkel lobt Arbeit in Bethel

Bundeskanzlerin eröffnet Epilepsieklinik - »Schwache schützen«

Von Reinhard Brockmann
Bielefeld (WB). Wichtiger als die eigenen Wähler sollen im Ringen um die Gesundheitsreform »die mit der geringsten Lobby« sein. Das hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern in Bielefeld-Bethel erklärt.

Bei der Eröffnung der neuen Kinder-Epilepsieklinik Kidron sagte die Kanzlerin, ihr Gespräch mit den kleinen Patienten und deren Müttern bestätige sie im Ziel der Reform. Maßstab für das neue Gesetz müsse sein, »dass auch in Zukunft alle Menschen an den medizinischen Möglichkeiten von heute Anteil haben können.«
Pastor Friedrich Schophaus begrüßte die Kanzlerin mit diesem Anliegen: »Bedenken Sie bei allen Gesetzen, was sie für die Schwächsten in der Gesellschaft bedeuten.« Der Chef der mit 14 150 Mitarbeiten größten diakonischen Einrichtung Europas sagte weiter: »Es ist nicht weniger Geld da, es geht nur darum, es richtig zu verteilen.«
Merkel war zuvor mehrfachbehinderten Schülern begegnet, hatte Krankenzimmer besucht und ein zweijähriges Kleinstkind gesehen, das von heftigen Fehlfunktionen seines Gehirns sichtlich geschüttelt wurde. Es sei keine ganz leichte Aufgabe, hoch spezialisierte und weltweit führende Spitzenmedizin für alle sicherzustellen, sagte die Regierungschefin.
Aber die Gesundheitsreform wolle genau das erreichen. Im Gegensatz zum Gesundheitsmodernisierungsgesetz gebe es keine neuen Belastungen für Kranke, weder Praxisgebühr noch höhere Zuzahlungen. Ziel seien effizientere Strukturen für den Medizinbetrieb. Es werde sich erweisen, dass eine Reihe von Befürchtungen und Protesten aus Reihen der Beschäftigten unbegründet seien.
Merkel, die 1500 Euro aus eigener Tasche spendete, lobte die Arbeit in Bethel und das große gesellschaftliche Engagement. 7,2 Millionen Euro Baukosten wurden aus Spenden und Vermächtnissen finanziert. Vor Merkel hatten schon die Kanzler Konrad Adenauer (1957), Willi Brandt (1973), Helmut Kohl (1985) und Gerhard Schröder (2003) Bethel besucht.
Im Ausbildungshotel Quellenhof sprach die Kanzlerin mit jungen Leuten, die ihr Glück darüber schilderten, eine Ausbildungsstelle gefunden zu haben. Die Absolventen des Berufsbildungswerkes Bethel finden auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer eine Beschäftigung. Die von Bodelschwinghschen Anstalten wurden 1867 von Bielefelder Kaufleuten gegründet. Ostwestfalen-Lippe/Lokalteil

Artikel vom 26.09.2006