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Transrapid
fuhr ohne Warnsystem

Ehepaar aus Pr. Oldendorf getötet

Lathen/Pr. Oldendorf (WB/dpa). Erhebliche Sicherheitslücken sowie ein mangelndes Abstandswarnsystem haben offenbar zu der Transrapid-Katastrophe geführt. Unter den 23 Todesopfern ist auch ein Ehepaar aus Preußisch Oldendorf (Kreis Minden-Lübbecke).
Trauer: Grablichter vor der Transrapid-Anlage.
Starb mit seiner Frau Gabriela: Roland K. aus Preußisch Oldendorf.
Der 47-jährige Krankenpfleger Roland K. und seine gleichaltrige Ehefrau und Heilpraktikerin Gabriela gehörten zu jenen Besuchern, die als betriebsfremde Gäste an der Fahrt teilnahmen. Das Ehepaar, das sich seit mehr als zehn Jahren in der Dorfgemeinschaft Offelten engagiert hatte, hinterlässt vier Kinder im Alter zwischen 17 und 22 Jahren.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee sagte gestern, Vertreter der Industrie hätten bei einem Gespräch Sicherheitslücken vor dem Transrapid-Unfall eingeräumt. Es gebe keine Hinweise auf einen technischen Defekt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander Retemeyer. Alles deute darauf hin, dass die Mitarbeiter der Leitstelle dem Transrapid freie Fahrt gaben, obwohl noch ein Werkstattwagen auf der Strecke stand. Zehn Menschen haben das Unglück am Freitag verletzt überlebt, darunter die beiden Mitarbeiter auf dem Werkstattwagen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft bekam der Werkstattwagen nicht wie üblich den Auftrag, in die Parkbucht zurückzukehren. »Der Wagen wurde laut Leitstandbuch bei Stütze 120 abgestellt. Eine weitere Eintragung findet sich nicht«, sagte Retemeyer. Danach gebe es nur noch den Fahrauftrag für den Transrapid.
Der Kasseler Verkehrswissenschaftler Helmut Holzapfel kritisierte das Fehlen eines Abstandswarnsystems auf der Teststrecke. Anders als in Schanghai, wo die Magnetschwebebahn im kommerziellen Einsatz ist und am Wochenende normal weiterlief, sei die Strecke im Emsland mit abgespecktem Sicherheitsstandard betrieben worden.
Trotz des Unglücks wollen Verkehrspolitiker an geplanten Magnetschwebebahn-Projekten wie in München oder China festhalten. Die Gespräche über die Flughafenstrecke in München würden im Oktober fortgeführt, sagte Tiefensee nach einem Treffen mit Vertretern der Industrie. Gemeinsam mit dem bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber (CSU) kündigte er ein unabhängiges Gutachten an.
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Artikel vom 25.09.2006