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Seelische Probleme - kompetent behandelt

Alles über Psychotherapie: Dritte Auflage der »Grünen Seiten« sind jetzt im Buchhandel

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Die Idee hatte man andernorts, die Ausführung ist bundesweit ohne Parallele: Die »Grünen Seiten« informieren über psychotherapeutische Behandlungsmethoden und listen den Löwenanteil der entsprechenden Praxen auf.

Am Freitag wurde die dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage der »Grünen Seiten« vorgestellt, die in Arztpraxen und Apotheken, in Schulen und Krankenhäusern und anderen öffentlichen Institutionen ausliegt. Der Buchhandel verkauft die Doppelbroschüre (168 plus 32 Seiten) für Psychologische bzw. Ärztliche Psychotherapie zum Preis von 7 Euro.
In Bielefeld und in den Kreisen Gütersloh und Herford praktizieren etwa 220 niedergelassene Psychotherapeuten; 180 haben sich eintragen lassen. Wegen des 1999 erlassenen Verbots, weitere Praxen zu eröffnen, bleibt ihre Zahl konstant, doch die Praxen sind heillos überfüllt. »Unsere Patienten müssen meist sechs Monate auf einen Therapieplatz warten - mindestens eine Verdopplung des Angebots wäre wünschenswert«, sagt Andreas Wilser vom Vorstand der APP (Arbeitskreis psychologischer Psychotherapeuten), einem Bielefelder Verein, der die »Grünen Seiten« seit 1997 herausgibt.
Auf 74 Seiten versammelt die Broschüre zunächst wertvolle Informationen zu behandlungswürdigen Erkrankungen der Psyche, zu Therapieformen und Therapieverlauf - und das in allgemeinverständlicher Form. Aus dem zweiten Teil kann sich der Patient Namen, Adressen und Kontaktdaten passgenau heraussuchen. Die medizinisch ausgebildeten Ärztlichen Psychotherapeuten nahmen das von ihren Kollegen der Psychologischen Fakultät erarbeitete Konzept dankbar an; ihre Adressen sind in einem schmalen Ergänzungsheft aufgelistet.
Die Zahl der psychisch Behandlungsbedürftigen steigt. Das hat drei Gründe, wie die APP-Vorstandsmitglieder Dr. Evelyn Beetz-Treumann und Elke Nölle berichten: »Erstens wirken die Vereinzelung in der Massengesellschaft und die drückende Situation auf dem Arbeitsmarkt belastend. Zweitens hat die Diagnostik Fortschritte gemacht - heute beispielsweise erkennt der Arzt leichter als früher hinter Schlaflosigkeit eine Depression. Drittens trauen sich mehr Menschen als früher zum Psychotherapeuten.«
Mittlerweile erkennen auch Männer Behandlungsbedarf. »Vor 25 Jahren kamen meist junge Studentinnen zu mir«, erinnert sich Wilser.
l Der APP, der auch auf politischer Ebene um Verbesserungen des Behandlungsangebots kämpft, unterhält ein »Psychotherapie-Infobüro«. Telefonische Sprechzeiten: dienstags und donnerstags 16 bis 17.30 Uhr unter 05 21 / 1 64 43 00, E-mail: info@app-bielefeld.de, Internet: www.app-bielefeld.de.
l Der APP informiert in regelmäßig stattfindenden Vorträgen in der »Thalia«-Buchhandlung über psychotherapeutische Themen. Nächster Termin: 26. Oktober, 18.30 Uhr, über »Opfer, Täter, Retter - Schuldzuweisungen in co-abhängigen Beziehungen«. Der Besuch ist stets kostenlos.

Artikel vom 27.09.2006