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Als die »langhaarigen
Gammler« demonstrierten

Historiker Kühne über »Bielefeld '66 bis '77«


Bielefeld (WB/mzh). Ein neues Bielefeld-Buch macht Furore: Fast 100 Besucher wollten am Donnerstagabend im Stadtarchiv von dem heimischen Historiker Dr. Hans-Jörg Kühne hören, was in den wilden Zeiten von Beat und Demo und RAF in ihrer Stadt los war.
»Bielefeld '66 bis '77«, so der Titel (Regionalverlag Thomas P. Kiper; 18,50 Euro) des reich bebilderten 21. Bandes aus der Reihe »Bielefelder Beiträge zur Stadt- und Regionalgeschichte«, orientiert sich an großen politischen Daten. 1966: erste Große Koalition. 1977: Kurs der Härte gegenüber den Terroristen. Die Welle der Protestkultur schwappte nach Bielefeld, wenn auch ohne die zerstörerische Wucht, die sie in den großen Zentren erreichte.
»Amis raus aus Vietnam« und »Keine Fahrpreiserhöhung in Bus und Bahn«, Anti-Atomkraft-Bewegung und Besetzung des Brackweder Jugendheims: Globale Themen wie lokale Aufreger ließen die Jugend (Verdikt: »langhaarige Gammler«) auf die Straße gehen. Und die Musi spuit dazu: Kühne erinnert an die sagenumwobene Discothek »Badewanne« und an die Auftritte legendärer Rocktruppen wie »The Who«, deren Song »My Generation« wie ein »apokalyptischer Reiter« (Kühne) durch die Hirne der jungen Leute fegte.
Und nachdem man durch die 84 prall gefüllten Seiten geblättert hat, wird man denken: Meine Güte, welch beschauliche Zeiten!

Artikel vom 23.09.2006