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Neuer Oberstaatsanwalt für Wirtschaftsdelikte

Ralf Günther am Freitag befördert - Arbeit am bisher längsten Verfahren des Dezernats


Bielefeld (hu). In der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität der Bielefelder Staatsanwaltschaft ist Ralf Günther am Freitag zum Oberstaatsanwalt befördert worden. Der gebürtige Berliner lebt und arbeitet seit 1987 in Bielefeld, seine Schulzeit und sein Studium absolvierte er in Hannover. Der heute 48-Jährige studierte an der TU Hannover, damals noch im Rahmen der einphasigen Ausbildung. »Der Vorteil war, dass das Studium dadurch praxisbezogener war, weil man schon während der Studienzeit als Rechtspraktikant den juristischen Alltag kennenlernen konnte«, sagt Ralf Günther.
Und schon damals sei sein Wunsch entstanden, als Staatsanwalt zu arbeiten. »Da habe ich erstmals selbständige juristische Entscheidungen in einer Verhandlung treffen können.« Und das schnelle Reagieren mache ihm an seinem Beruf bis heute viel Spaß.
Nach einer Zeit im allgemeinen Dezernat der Staatsanwaltschaft Bielefeld wurde Günther zur Staatsanwaltschaft Hagen - unter anderem in das Betäubungsmittel-Dezernat - und zur Staatsanwaltschaft Paderborn in das Jugenddezernat abgeordnet.
1990 trat er die Planstelle in Bielefeld an und wechselte im Mai 1991 in die Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität. Dort ermittelte Günther unter anderem in dem Fall der Insolvenz des Bielefelder Software-Herstellers Ceyoniq. Das größte Verfahren, an dem der neu ernannte Oberstaatsanwalt mitwirkt, ist das gegen das Unternehmen der Brüder Löbbert aus Dülmen, die Anfang der 90er Jahre bundesweit ein regelrechtes Imperium an Müllentsorgungsfirmen aufgebaut hatten.
Die Dimensionen dieses Verfahrens sind beachtlich. Der Gesamtschaden, der durch Scheingeschäfte und Bilanzfälschungen entstanden ist, liegt bei etwa einer halben Milliarde Euro. Allein die Anklageschrift wegen schweren Betruges, Kreditbetruges und Kapitalbetruges umfasst 722 Seiten. »Um diese zu erstellen, haben wir im Team gearbeitet«, erklärt Ralf Günther.
Die Anklage in dem Verfahren, das vor der Wirtschaftsstrafkammer in Münster verhandelt wird, wurde bereits 2001 erhoben, terminiert ist es zunächst bis Ende 2007. Damit ist es das längste Verfahren, das es bei der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität Bielefeld je gegeben hat.
Außerhalb der Arbeit spielt Ralf Günther zum Ausgleich Tennis und Fußball.

Artikel vom 23.09.2006