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Bis die Daumen glühen...
Mit dem National-Team zum »World Cyber Games«-Finale nach Monza
Am Anfang stand der Game Boy und ein gelegentliches Spiel, bald packt Patrick Weking in Vlotho die Koffer, um beim »Grand Final« der »World Cyber Games«, den Olympischen Spielen der eSportler anzutreten. In diesem Jahr findet das große Finale erstmals auf europäischem Boden statt: in Monza/Italien.
Sie rennen nicht um die Wette, treten keinen Ball und springen auch nicht höher als ihre Konkurrenten: eSportler müssen schnell und genau denken, noch schneller reagieren und Maus oder Game-Kontroller sicher im Griff haben.
Für die World Cyber Games kann sich jeder Teilnehmer qualifizieren, der alt genug für das jeweilige Spiel (USK-Freigabe) und Staatsbürger des Landes ist, für dessen Nationalteam er antreten möchte. Die Spiele der eSportler bestehen jedes Jahr aus drei großen Abschnitten (mehr unter www.wcg-europe.com/de). Bei den »Vorentscheidungen« müssen die Spieler beweisen, dass sie das spielerische Potential haben, um sich beim »National Final« behaupten zu können. Dort kämpfen die Besten um den Einzug ins National Team. Die Teilnahme an der Qualifikation, die in diesem Jahr vom 15. bis 17. September im Heide-Park Soltau stattfand, ist kostenlos. Dort lieferten sich 200 der besten eSportler Deutschlands in sechs PC- und zwei Xbox360-Turnieren spannende Wettkämpfe in acht verschiedenen Spielen, darunter sechs PC-Titel (Need For Speed: Most Wanted, FIFA Soccer 2006, WarCraft III: Frozen Throne, StarCraft: Brood War, Warhammer 40 000: Winter Assault, Counter-Strike: 1.6) sowie in zwei Xbox-360-Spielen (Project Gotham Racing, Dead or Alive 4).
Die meisten wichtigen Spiele wurden vor zahlreichen Zuschauern in zwei Bereichen (für über und unter 16-Jährige) live übertragen und professionell kommentiert. »Ich persönlich konnte den Europameister schlagen und mir am Ende den 2. Platz sichern«, freut sich Patrick Weking.
Auch das »Drumherum« passte. Weking: »Zwischen den Runden hatte man auch Zeit die eine oder andere Achterbahn auszutesten - rundum gut gelungen.« Sein Sportgerät ist Microsofts XBox 360, seine Disziplin das Rennspiel Project Gotham Racing. Nach dem Game Boy haben ihn die Konsolenspiele nicht mehr losgelassen. Weking: »Die neue Technik faszinierte mich, so folgten viele weitere Konsolen im Laufe der Zeit. Besonders spassig waren in allen Spielen aber meistens die Multiplayer-Modi. Ich zockte so mit Kumpels oder meinem Bruder. Im Jahre 2002 erschien die (erste) Xbox mit Xbox LIVE. Da besonders der Wettkampf zwischen Spielern Spass machte und Xbox Live der erste erfolgreiche Online-Dienst einer Konsole war, musste ich hier einfach dabei sein...«
Warum aber kein PC? »Auf Konsolen ist das Spielerumfeld wesentlich fairer: Alle spielen in gleicher Auflösung, mit dem gleichen Controller, mit dem gleichen System usw. Ich mag PC-Spiele nicht sonderlich. Dort gehören Setups und teures Zubehör zur Grundausstattung. Außerdem ist eine Konsole bequemer sowie schneller und einfacher zu bedienen -ÊÝPlug-and-PlayÜ eben«, erklärt Weking.
Natürlich frisst sein Hobby Zeit, vor Turnieren teilweise mehrere Stunden am Tag. »Ohne Fleiss kein Preis, das zählt im Sport, Beruf und auch natürlich beim Zocken«, bilanziert er. Jetzt steckt der Azubi zum Industriekaufmann im dritten Lehrjahr in den Vorbeitungen für das Finale. Weking: »Da der Tunierbaum fast schon steht und ich viele Gegner kenne, versuche ich herauszufinden, welche Strecken (in dem Rennspiel PGR3) dem Gegner nicht liegen.«
Wie die meisten Multiplayer-Spieler ist der 21-jährige in einem »Clan« organsiert. Dort werden Tipps und Nachrichten ausgetauscht und gezockt, bis der Daumen glüht. Mehr über das »Clanleben« ist zu finden auf www.bigben.evilaxis.de.
Noch ein anderer spielstarker Ostwestfale außer Patrick Weking aus Vlotho (Spielername Patohm) fährt nach Monza: Als »mouz BenQ x neo« (Counterstrike 1.6 auf PC) hat sich Michael Mitrega (22) aus Paderborn mit seinem Team »mouz Levicom BenQ« qualifiziert.
Thomas Lunk

Artikel vom 14.10.2006