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Jubiläum vor
der Hochzeit

125 Jahre Sparkassenverbände NRW

Von Bernhard Hertlein
Münster/Detmold (WB). Die Sparkassenverbände von Rheinland und Westfalen-Lippe feiern am kommenden Donnerstag gemeinsam Jubiläum. Möglicherweise läutet das Fest das Ende der bislang noch selbstständigen Verbände in Düsseldorf und Münster ein.

Die Erwartung in der nordrhein-westfälischen Landespolitik, dass beide Verbände fusionieren werden, ist jedenfalls groß. Das Jubiläum hat Symbolcharakter: Der vor 125 Jahren in Hagen gegründete »Verband der Sparkassen in Rheinland und Westfalen« vereinigte bereits beide Regionen.
Es war der erste Sparkassenverband in Deutschland, dem 41 der 243 Institute zwischen Rhein und Weser beitraten. Er sollte vor allem die Sparkassen beraten und einen regelmäßigen Erfahrungsaustausch sicher stellen. Sitz des Verbandes war zunächst in Essen, wo jetzt auch in der Philharmonie das Jubiläum gefeiert wird, später in Arnsberg und seit 1920 in Köln.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hat 1933 den gemeinsamen Weg der rheinischen und westfälischen Sparkassen gestoppt. Per Erlass des preußischen Staatsministeriums wurden der »Rheinische Sparkassen- und Giroverband« und der »Westfälisch-Lippische Sparkassen- und Giroverband« ins Leben gerufen. Diese Struktur hat die Neugründung der Bundesrepublik überdauert. Sie gilt bis heute. Versuche, zuletzt in den neunziger Jahren, die beiden Verbände zu fusionieren, scheiterten am Widerstand der um ihre Selbstständigkeit und die Nähe zum Verband fürchtenden Sparkassen. Heute finden sich im Rheinischen Verband sehr große Institute. Obwohl die Sparkassen in Westfalen-Lippe im Vergleich kleiner sind, ist man hier stolz auf die solidere Finanzkraft.
Die Sparkasse Detmold, 1786 als Spar- und Leihkasse gegründet, nimmt für sich in Anspruch, die älteste heute noch bestehende Sparkasse in Deutschland zu sein. 1819 begann in Minden Obergerichtsadvokat J. J. Jacobsen als Vorsteher des altonaischen Unterstützungsinstituts für die »wohltätigen« neuartigen Sparkasseninstitute zu werden. So sollten vor allem den Tagelöhnern, Dienstboten, Fabrikarbeitern, Handwerkern und Bauern Gelegenheit geben, auch kleinste Ersparnisse gewinnbringend anzulegen. Um 1825 gab es in Preußen bereits 21 Sparkassen. Darunter waren auch Bielefeld, Paderborn und Lemgo.

Artikel vom 23.09.2006