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Bäckersfamilie
noch vermisst

Tote und Verletzte nach Gasexplosion

Lehrberg (dpa). Ein ganzer Ort unter Schock: Bei einer gewaltigen Gasexplosion im nordbayerischen Marktflecken Lehrberg sind am Freitag mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Wenigstens 16 Menschen wurden verletzt.

Drei Gebäude im verwinkelten Zentrum des mittelfränkischen 3000-Einwohner-Ortes wurden vollständig zerstört, viele andere beschädigt. In den Trümmern einer Bäckerei mit Bistro, in der viele Bürger fast täglich ein und aus gingen, wurden am Abend nach dem Unglück noch mindestens drei Menschen vermisst. Dabei handelt es sich um Mitglieder der Bäckersfamilie und deren Angestellte.
Mehrere hundert Helfer gruben sich durch den meterhohen, staubigen Schuttberg im Ortskern. Immer wieder mussten dabei kreuz und quer liegende Dachbalken mit Kränen zur Seite gehievt werden. Der Sachschaden geht nach Schätzungen der Polizei in die Millionen. Erst am Nachmittag und Abend konnten die ersten Leichen geborgen werden.
Gegen 8 Uhr waren Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz über ausgetretenes Gas im Umfeld der Bäckerei informiert worden. Als die Rettungskräfte den Flüssiggastank neben dem Gebäude untersuchen wollten, geschah die Explosion. Durch die massive Druckwelle wurden das Fachwerkhaus sowie dahinter liegende Lagergebäude bis auf die Grundmauern zerstört. Decken, Dach und Wände stürzten in sich zusammen. Von herumfliegenden Trümmern wurden mehrere Häuser in der Nachbarschaft beschädigt. Durch die Druckwelle gingen in 50 Gebäuden Fensterscheiben zu Bruch, auch in der Kirche.
Den Ermittlungen zufolge war das Gas beim Befüllen eines Gastanks ausgetreten, der zu einem Nachbaranwesen gehört. Der Tank selbst wurde durch die Explosion nicht beschädigt. Dagegen wurde das daneben abgestellte Tankfahrzeug unter Mauerteilen und Holzbalken begraben. Um weitere Explosionen zu verhindern, kühlte die Feuerwehr den Lastwagen mit Wasser.
Den ganzen Tag über suchten mehrere hundert Rettungskräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz in den Trümmern nach Überlebenden und möglichen weiteren Opfern. Noch am Nachmittag fehlten genaue Angaben über die Zahl der Vermissten. Unklar war, wie viele Menschen sich zur Zeit des Unglücks im Bistro der Bäckerei aufgehalten hatten. »Es ist offen, ob dort Kunden ihren Morgenkaffee tranken«, hieß es bei der Polizei. Die Gemeinde an der Bundesstraße 13 Ansbach-Würzburg richtete im Rathaus eine Meldestelle für Vermisste ein.

Artikel vom 23.09.2006