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»Schmieröl zwischen Verkauf und Technik«

Der 30-jährige Gero-Walter Frommholz übernimmt 2009 das Steuer beim Spenger Polstermöbelhersteller

Von Kerstin Sewöster
Spenge (WB). Es wäre vermessen, bei der Firma Frommholz von »einem Kopf« hinter dem Erfolg zu sprechen. Vor 147 Jahren gegründet, wird der Polstermöbelhersteller aus Spenge bereits in fünfter Generation geführt. Jede hat ihre Handschrift hinterlassen. Und auch Gero-Walter Frommholz (30) ist bereit, im Familienbetrieb, den er 2009 übernehmen wird, die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Seit 2004 arbeitet er in dem Unternehmen, in dem zur Zeit noch sein Vater Dirk-Walter Frommholz am Steuer steht. Als Assistent der Geschäftsführung beschäftigt sich der Junior hauptsächlich mit dem Export und der Modellentwicklung. Bereits die zuletzt auf der internationalen Möbelmesse in Köln vorgestellte Kollektion trägt unübersehbar seinen Stempel. »Frommholz wird deutlich moderner werden«, betont Gero-Walter Frommholz. Das sei auch die Konsequenz aus der dramatischen Entwicklung im Bereich der klassischen und Stil-Möbel. Der Jungunternehmer sieht sich als »Schmieröl zwischen Verkauf und Technik«. Er sehe zu, dass »unsere Handschrift rechtzeitig auf dem Produkt erscheint«.
Und das ist ihm bereits gelungen. Seit vier Jahren werden Frommholz-Polstermöbel auch in Leder hergestellt. Die moderne Linie treibt er voran. Ein neuer Aufgabenbereich sind die so genannten Premiumstudios: Partner mit guten Umsätzen sollen künftig herausragend gestaltet werden. Das soll sich in Teppichen, zum Beispiel mit Säulen-Designs und transparenten Displays niederschlagen. Ein Pilotprojekt beginnt im Oktober im Norden Deutschlands. Vorstellen kann sich Gero-Walter Frommholz zehn bis 15 Studios in dieser Ausführung.
Trotz der deutlichen Ausrichtung auf modernere Polster bleiben die Stilmöbel, für die seit jeher der Name Frommholz steht, ein wichtiges Standbein. Insbesondere im wichtigen Exportland Niederlande sind traditionelle Frommholz-Polster ungebrochen gefragt. In Österreich verbuchten die Spenger ein Umsatzplus von etwa 25 Prozent.
Große Hoffnungen setzt Frommholz auch auf den Absatzmarkt Norwegen sowie Russland, wo der Hersteller jetzt mit neuen Handelsvertretern arbeitet. Dubai, von vielen Herstellern als Eldorado gepriesen, erwies sich für Frommholz als falscher Weg: Die Auftraggeber orderten teure Stoffe, ließen diese jedoch billig in China zu Sitzmöbeln verarbeiten. Frommholz arbeitet stattdessen derzeit an Kontakten zu Saudi-Arabien.
Der Unternehmer sieht ein wichtiges Standbein des Betriebs im Export. Die Quote von 16 Prozent soll verdoppelt werden. Der 30-Jährige weiß, wovon er spricht: Seit 1998 verringerte sich die Zahl der deutschen Polstermöbelhersteller um 50 Prozent auf jetzt nur noch etwa 90 Hersteller. Frommholz konnte sich dagegen behaupten, erwartet für dieses Jahr ein einstelliges Umsatzplus.
Der Jungunternehmer hat sich auf Herz und Nieren geprüft, bevor er den Weg der Firmennachfolge einschlug. »Ich hatte immer die freie Wahl«, betont Gero-Walter Frommholz: »Irgendwann musste ich mich natürlich entscheiden.« Frommholz, der von seinem Vater Dirk-Walter Verantwortungsbewusstsein vorgelebt bekommt, bereitete sich gründlich auf die Firmennachfolge vor. Er studierte Betriebswirtschaftslehre in Paderborn und zwei Jahre lang Innenarchitektur in Chicago. Seine zahlreichen Praktika ermöglichten ihm Einblicke in namhafte Familienbetriebe, Möbelhersteller, eine Weberei, in ein Einrichtungshaus sowie ein Geldinstitut. Als Unternehmer ist er sich seiner Verantwortung als Arbeitgeber bewusst, aber auch seiner Bedeutung in der Region, der sich Frommholz eng verbunden fühlt. Als Vorstandsmitglied der Vereinigung der Selbständigen (VdS) und als Mitglied der Wirtschaftsjunioren empfängt und gibt er wichtige Impulse für die Wirtschaftsregion OWL.
Natürlich stelle er sich jedes Jahr aufs Neue die »Standortfrage«, vor allem angesichts immer neuer »Stolpersteine« wie neue Auflagen und Regelungen. »Ich bin sehr froh über die Zusammenarbeit mit ÝWidufixÜ im Kreis Herford.« Doch mit seiner Entscheidung, die Geschäftsführung einmal zu übernehmen, ist auch die Entscheidung für den Standort Spenge eng verbunden. Gero-Walter Frommholz will den Betrieb seiner Vorfahren weiterführen - auch für seine Familie, die Mitarbeiter und eine siebte Generation.

Artikel vom 28.09.2006